Wofür stehen die Freien Wähler?

„CSU light“ trifft es nicht ganz

Die Freien Wähler sind seit gestern drittstärkste Partei in Bayern. Damit könnten sie bald Teil der Landesregierung sein.

Erwarteter Wahlausgang

Die Freien Wähler unter den Gewinnern, die CSU unter den Verlierern: Nun kam es also wirklich zum politischen Erdbeben in Bayern. 37,2 Prozent der Stimmen: Seit 1950 hat die CSU nicht mehr so schlecht abgeschnitten. Auch die Sozialdemokraten haben erheblich an Wählern verloren und ihren Stimmenanteil halbiert. Sie liegt nur noch bei 9,7 Prozent. Damit dürfte sich auch die Situation der Großen Koalition in Berlin sicherlich nicht entspannen. Denn sowohl CSU, als auch SPD geben der Berliner Regierung die Schuld für die historische Niederlage.

Freie Wähler helfen Söder

Markus Söder wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Ministerpräsident bleiben. So wurde er bereits einstimmig wieder für das Ministerpräsidentenamt nominiert. Klar ist, um eine Landesregierung zu stellen, braucht die CSU Unterstützung. Die könnten sie von den Freien Wählern erhalten. Denn Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, hat sich schon im Wahlkampf als möglicher Koalitionspartner ins Gespräch gebracht.

Wer sind die Freien Wähler?

Die Partei entsteht in den 1950er Jahren aus kommunalen freien Wählergruppen. Mittlerweile stellen sie in Bayern 806 von 2013 Bürgermeistern. Seit 2008 sind sie auch im bayerischen Landtag vertreten. Häufig werden die Freien Wähler als „CSU light“ bezeichnet, erklärt auch der Freiburger Politikwissenschaftler Ulrich Eith:

Sie selber haben sich in Bayern immer als die bessere CSU dargestellt. Als die Partei, die all jenen als Auffangbecken dienen soll, die mit der CSU unzufrieden sind.

Ihr Anspruch ist eine pragmatische und parteiübergreifende Politik. Im Parteiprogramm sind sowohl typisch sozialdemokratische, als auch typisch konservative Positionen enthalten. Die Freien Wähler stehen für eine konservative Flüchtlingspolitik, grenzen sich jedoch von der AfD ab. Möglicherweise haben viele konservative Wähler und Wählerinnen, die mit der Union und der CSU unzufrieden sind, ihr Kreuz bei den freien Wählern statt bei der AfD gemacht.

Nun drängen sie in die Regierungsverantwortung. detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang hat mit Ulrich Eith über die freien Wähler gesprochen. Er ist Politikwissenschaftler an der Universität Freiburg und beschäftigt sich vor allem mit Parteien und Wahlen.

Schon in der Kommunalpolitik hat das nichts mit gesunden Menschenverstand zu tun, sondern es geht um Wertentscheidungen. Dahinter steht ein Bild von Gesellschaft.Prof. Dr. Ulrich Eith 

Redaktion: Thomas Oysmüller