Vergangenen Sommer haben die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen. Wie sieht die Lage vor Ort jetzt aus und wie kann der Westen helfen?
Nach 20 Jahren haben die NATO-Truppen im vergangenen August Afghanistan verlassen – mit katastrophalen Folgen. Die Terrororganisation Taliban dringt am 15. August in die Hauptstadt Kabul ein. Zuvor war der amtierende Machthaber Aschraf Ghani ins Ausland geflohen. Die Islamisten reißen an diesem Tag die Macht an sich.
Während ein Teil der Bevölkerung die neuen Machthaber feiert, fürchten andere um ihr Leben. Unterstützerinnen und Unterstützer der NATO-Truppen, Kulturschaffende und insbesondere Frauen sind nicht länger sicher. Tausende Menschen versuchen, das Land irgendwie zu verlassen. Die Evakuierung ist chaotisch – am Flughafen in Kabul kommt es zu entsetzlichen Bildern.
Seitdem regiert die Terrororganisation das Land auf Grundlage islamischer Gesetze, der Schariah. Die Rechte und Freiheiten der Frauen werden vollkommen eingeschränkt. Zeitweise dürfen sie nicht einmal Universitäten besuchen. Gleichzeitig herrscht auf den Straßenbei vielen ein Gefühl der Sicherheit, dass es lange nicht gegeben hat. Zuvor waren Angriffe der Taliban in vielen Regionen gefürchtet. Doch jetzt sind eben diese an der Macht und möchten an der Macht bleiben.
Das Land befindet sich in einem desolaten wirtschaftlichen Zustand und die Taliban werden es ohne internationale Hilfsgelder nicht schaffen, das Land zu regieren.
Natalie Amiri, Journalistin und Autorin
Doch können sich die Islamisten an der Macht halten? Aktuell leidet die Bevölkerung unter einer starken Hungerkrise. Die Welthungerhilfe warnt, bald könnten über 95 Prozent der Afghaninnen und Afghanen nicht mehr genug Lebensmittel haben. Doch ernsthafte Alternativen scheinen momentan aussichtslos.
Wie ist die aktuelle Situation in Afghanistan? Darüber haben wir mit der Journalistin und Autorin Natali Amiri gesprochen. Sie hat kürzlich das Buch „Afghanistan: Unbesiegter Verlierer“ veröffentlicht.