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Wie kann man Infektionen verhindern, ohne den Datenschutz zu opfern?

Um das Coronavirus einzudämmen, werden verschiedene Mittel diskutiert und untersucht. Eins davon ist die Auswertung von Handydaten. Die könnten dabei helfen, Infektionsketten zu erkennen und zu unterbrechen. Aber ist das wichtiger als Datenschutz?

Corona-Tracking soll dabei helfen, Ansteckungen mit dem Corona-Virus anhand von Handydaten nachvollziehbar zu machen. Hat man diese Informationen, lassen sich Infektionsketten viel effektiver unterbrechen – und das ist im Moment das wichtigste Mittel, um das Virus in den Griff zu bekommen. Darum bleiben die meisten Deutschen seit einigen Wochen zuhause und schränken persönliche Kontakte ein.

Corona-Tracking vs. Datenschutz

Wie gut Ausgangssperren und Kontaktverbote umgesetzt werden, beobachtet das Robert-Koch-Institut schon jetzt – allerdings nur anonym: Anhand von Mobilfunkdaten von 46 Millionen Nutzern lässt sich zumindest grob feststellen, ob sich die Deutschen tatsächlich weniger bewegen als noch vor ein paar Wochen. Infektionsketten können so allerdings nicht nachvollzogen werden.

Gesundheitsminister Spahn hat deshalb bereits versucht, das Infektionsschutzgesetz anzupassen: Er wollte ermöglichen, dass Gesundheitsbehörden mithilfe von Standortdaten der Mobilfunkanbieter mögliche infizierte Kontaktpersonen ermitteln und kontaktieren können. Das haben SPD und Opposition als einen unnötigen Eingriff in die Privatsphäre jedoch abgelehnt.

Pandemiebekämpfung und Datenschutz gehen gut zusammen.

Prof. Ulrich Kelber, Bundesdatenschutzbeauftragter

Bild: Bundesregierung/Kugler

Relevante Daten nutzen

Aber wieso müssen für das Corona-Tracking überhaupt persönliche Daten erhoben werden? Genau genommen scheint für das Tracking der Ansteckungen der Zugriff auf die personenbezogenen Daten gar nicht nötig zu sein. Um Infektionsketten nachvollziehen zu können, kann man sich ganz darauf konzentrieren, welche Handys sich lange genug in direkter Nähe zueinander befunden haben.

Das Robert-Koch-Institut arbeitet nun an einer App, die andere Handys in der Umgebung erkennt und verschlüsselt abspeichert. Wird eine Corona-Infektion bestätigt, könnten über die App alle Kontaktpersonen informiert werden.

Um eine mögliche Infektion festzustellen, muss man gar nicht wissen, wo diese stattgefunden hat. Standortdaten müssen also nicht erhoben werden.

Prof. Johannes Abeler, forscht in Oxford zu Verhaltensökonomie

Wie Daten im Moment zum Infektionsschutz genutzt werden und was rechtlich noch möglich wäre, darüber hat detektor.fm-Moderator Yannic Koehler mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten Prof. Ulrich Kelber gesprochen. Außerdem erklärt uns Johannes Abeler, Associate Professor für Verhaltensökonomie in Oxford, wie Datenschutz und Corona-Tracking eben doch zusammenpassen können.