Zurück zum Thema | Landwirtschaft

Ackerland: Das neue Spekulationsobjekt?

Landwirtschaft funktioniert nicht ohne bezahlbaren Boden. Die Kauf- und Pachtpreise für Ackerfläche sind in den letzten Jahren allerdings kontinuierlich gestiegen. Sind daran Großinvestoren Schuld, für die Agrarflächen nur Spekulationsobjekte sind?

Preisanstieg auf dem Acker

Über die Hälfte der Fläche Deutschlands wird für die Landwirtschaft genutzt. Ackerland ist eine Grundlage für die Lebensmittelproduktion, es sichert aber auch Existenzen. Allerdings steht Land nicht unbegrenzt zur Verfügung – und so steigt der Preis mit der Nachfrage: Zwischen 2009 und 2018 erhöhten sich die Kaufpreise für Ackerland um das 2,3-fache, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Pachtpreise stiegen in ähnlichem Maße an.

In den letzten Jahren gab es, auch durch die niedrigen Zinsen, viele Möglichkeiten für Nicht-Landwirte Flächen zu kaufen um Geld anzulegen.

Alfons Balmann, Agrarökonom und Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Tranformationsökonomien

Einen Grund dafür sieht Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner darin, dass Großinvestoren das Ackerland kaufen und teilweise nicht mehr für landwirtschaftliche Zwecke nutzen. Um zu diskutieren, wie man diesem Problem entgegenwirken kann, organisiert das Landwirtschaftsministerium den Kongress „Bauern ohne Boden“, an dem führende Vertreter aus der Agrarindustrie und Bauernverbänden teilnehmen.

Landwirtschaft ohne Bauern?

Die Preisentwicklungen haben weitreichende Folgen: Bereits bestehende Betriebe werden durch den Preisanstieg in ihrer Entwicklung gehemmt und Existenzgründungen im landwirtschaftlichen Sektor extrem erschwert. Investoren profitieren währenddessen. Wer einen bereits bestehenden Betrieb mit Land aufkauft, muss keine Grunderwerbssteuer zahlen. Zudem fließen staatliche Agrarzahlungen aus den EU-Agrarfördermitteln per Direktzahlung nun auch an Investoren – und zwar bemessen an der Größe ihres Landes. Während der durchschnittliche Landwirt über 70 Hektar Land verfügt, bewirtschaften Großinvestoren in Extremfällen bis zu 20.000 Hektar. Gleichzeitig werden die aufgekauften oder gepachteten Betriebe von externen Dienstsitzen verwaltet. So fließt weniger Geld in die Dörfer und Gemeinden und die ländliche Infrastruktur.

Es geht für den Landwirt selbst sehr stark darum, kann ich in meiner Region zu vertretbaren Preisen Flächen pachten.

Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des deutschen Bauernverbandes

Foto: Breloer / DBV

Wie hängen Spekulation und Preisanstieg bei Agrarflächen zusammen? Und welche Möglichkeiten zur Regulierung hat die Politik? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit Udo Hemmerling, dem stellvertretenden Generalsekretär des deutschen Bauernverbandes, und Alfons Balmann, Agrarökonom und Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Tranformationsökonomien.