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Wofür steht die Zentrumspartei?

In der Kaiserzeit und Weimarer Republik war die Zentrumspartei wichtig in der deutschen Politik. Dann folgten Jahrzehnte der Bedeutungslosigkeit. Mit dem Beitritt des ehemaligen AfD-Politikers Uwe Witt ist sie jetzt wieder im Bundestag vertreten. Was macht die Partei aus?

Zum ersten Mal seit 65 Jahren ist die Zentrumspartei wieder im deutschen Bundestag vertreten. Den Platz im Bundestag hat die Partei Uwe Witt zu verdanken. Der Bundestagsabgeordnete ist im Dezember 2022 aus der AfD ausgetreten. Im Monat darauf hat Witt seinen Wechsel zur Zentrumspartei angekündigt – eine Kleinstpartei, die jahrzehntelang nicht mehr politisch mitbestimmen durfte.

Ein Überbleibsel aus der Vergangenheit

Doch das Zentrum war nicht immer irrelevant. In der Kaiserzeit hat sich die Zentrumspartei für die Katholikinnen und Katholiken stark gemacht. Und das mit Erfolg: Von 1874 bis zum Ersten Weltkrieg war die Partei konstant mit 90 bis 100 Sitzen in der Opposition vertreten. Während der Weimarer Republik hat das Zentrum dann auch mitregiert und mehrere Reichskanzler gestellt. Nach der Machtergreifung Hitlers hat die Partei sich selbst aufgelöst und nach der Neugründung im Jahr 1945 neben der ebenfalls christlich-konservativ geprägten CDU/CSU nie so richtig etablieren können. Zuletzt hat 1957 ein Vertreter des Zentrums im Bundestag gesessen.

Die Zentrumspartei hat konservativere und traditionellere Vorstellungen als die CDU.

Uwe Jun, Parteienforscher und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Trier

Foto: privat

Die Zentrumspartei hat über lange Zeit an politischem Einfluss verloren. Für was steht die frühere Regierungspartei heute inhaltlich? Und werden wir in Zukunft mehr von ihr hören? Diese Fragen bespricht detektor.fm-Moderator Yannic Köhler mit Uwe Jun. Er ist Parteienforscher und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Trier.