Zweiter Weltkrieg | Anerkennung für sowjetische Kriegsgefangene

Ein Schrecken ohne Ende

Winter 1941: Sowjetische Kriegsgefangene verhungern und erfrieren – und das NS-Regime weiß das. Andere werden erschossen, vergast oder schuften sich unter barbarischen Bedingungen in Arbeitslagern zu Tode. Von den fünf Millionen Rotarmisten, die während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland Kriegsgefangene waren, leben heute noch knapp 2.000. Im Bundestag fordert die Opposition nun eine symbolische Kompensation.

Wer als Sowjetsoldat während des Zweiten Weltkrieges in deutsche Kriegsgefangenschaft gekommen ist, hatte es besonders schwer. Anders als für die Westalliierten haben für russische Kriegsgefangene aus der Sicht der NS-Rassenideologie weder die Genfer Konventionen noch sonstige Formen von Menschlichkeit gegolten.

Auch nach der Freilassung der Gefangenen und deren Rückkehr in die Sowjetunion sind viele der ehemals Kriegsgefangenen in Arbeitslagern verschwunden. Im Ausland geächtet und in der Heimat als Vaterlandsverräter verurteilt: es sind Menschen, die auch heute noch unter den Taten des NS-Regimes und dem „Generalisimus“ der Sowjetunion leiden.

Hoffnung auf Anerkennung

Eine Anerkennung für ihr Leid haben die ehemaligen Sowjetsoldaten bisher nicht erhalten. Und das, obwohl bereits früher über mögliche Kompensations-Zahlungen gesprochen wurde. Heute, 70 Jahre nach Kriegsende, wird im Bundestag erneut über eine mögliche Entschädigung für ehemalige sowjetische Kriegsgefangene diskutiert. Für die noch lebenden 2.000 der ehemals 5 Millionen Rotarmisten wird die Zeit knapp…

Einigung nicht in Sicht

Im Bundestag fordert die Opposition nun eine Zahlung an ehemaligen Sowjetsoldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft. Für die Überlebenden der einst fünf Millionen Rotarmisten gibt es damit Hoffnung auf eine Anerkennung der von ihnen erlittenen Kriegsleiden.

Die Grünen fordern 2.500 Euro und die Linken 7.670 Euro an Entschädigungszahlung für die Betroffenen. Aus Rücksicht auf den Koalitionspartner lehnen die Sozialdemokraten bisher alle Vorschläge ab. Wie sich die Regierung zum Thema Entschädigungszahlung an ehemalige Sowjetsoldaten einigt, hängt derzeit von der CDU/CSU ab.

Diese Menschen haben es auch in ihrem eigenen gesellschaftlichen Umfeld noch nach Kriegsende sehr schwer gehabt.  –Eberhard Radczuweit, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Kontakte-Kontakty

Symbolische Geste der Anerkennung

Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob es tatsächlich das Geld oder nicht vielmehr die Anerkennung einer deutschen Schuld ist, die eine Einigung unter den Politikern verhindert. In einem Gespräch mit dem stellvertrenden Vorsitzenden des Vereins Kontakte-Kontakty, Eberhard Radczuweit, hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf über mögliche Kompensationen und das Leid ehemaliger Sowjetsoldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft gesprochen.

Es sollte nicht geredet werden von ‚Entschädigung‘, es sollte auch nicht geredet werden von ‚Wiedergutmachung‘, sondern es sollte so genannt werden, was es auch ist: Eine symbolische Geste der Anerkennung.Eberhard RaczuweitFoto: privat 

Redaktion: Hannah Ziegler