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Die Arbeit am neuen Istanbuler Flughafen bezahlten viele Arbeiter mit ihrem Leben. Foto: Grand Airport Press Center | AFP
Bild: Grand Airport Press Center | AFP

Bedingungen beim Bau von Flughafen in Istanbul

„Das ist Arbeits-Mord“

Diese Woche ist ein Teil des neuen Flughafens in Istanbul eröffnet worden. Die schnelle Fertigstellung forderte einige Tribute. Viele Arbeiter verloren ihr Leben. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt könnten verheerend sein.

Erdogans Wille

Mit dem neuen Flughafen Istanbul hat Erdogan sein Prestigeprojekt verwirklicht. Er will seinen Flughafen zum größten der Welt machen. Die Ansprüche sind also hoch. Dementsprechend war auch der Zeitplan für den Bau eng kalkuliert. Der Bau begann 2015 und am 1. November ist das erste Flugzeug gestartet. In gut vier Jahren mussten rum die 32.000 Arbeiterinnen und Arbeiter das Projekt fertigstellen. Denn er sollte am Tag der Gründung der türkischen Republik eingeweiht werden.

Widerstand von Arbeitern

Doch es reichte nicht ganz. Der neue Flughafen Istanbul wurde diese Woche nur teileröffnet. Gänzlich in Betrieb soll die Anlage Ende des Jahres gehen. Somit ist der Bau noch nicht abgeschlossen, es muss also weiter gearbeitet werden. Trotzdem streikten im September rund 400 Arbeiterinnen und Arbeiter. Damit wollten sie sich den katastrophalen Arbeitsbedingungen widersetzen. Die Polizei löste die Proteste aber auf und ließ die Streikenden verhaften.

Der Flughafen musste am 29. Oktober fertiggestellt werden. Da war es klar, dass diese Tode vorprogrammiert waren. Das waren keine Arbeitsunfälle, sondern Arbeitsmorde. – Asil Odman, Mitbegründerin Zentrum für Arbeitssicherheit

Verheerende Arbeitsbedingungen

Denn durch den engen Zeitplan wurden Arbeitsschutz und Menschenwürde ignoriert. Vom Zentrum für Arbeitssicherheit sind 38 Todesfälle bestätigt. Medienberichte sprachen von bis zu 500 Toten. Offensichtlich stehen die Arbeiter dort gehörig unter Druck. Denn der Zeitplan muss eingehalten werden.

Der Flughafen wurde auf dem ehemaligen Waldgebiet nördlich von Istanbul erbaut. Die ökologischen Auswirkungen des Baus sind noch nicht abschätzbar. Das Projekt wurde aber ohne Rücksicht auf Mensch und Natur umgesetzt.

detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber hat mit Asil Odman über die Arbeitsbedingungen und die Konsequenzen des Projekts gesprochen. Sie ist Sozialwissenschaftlerin an der Mimar Sinan Universität der Schönen Künste in Istanbul und Mitbegründerin des Zentrums für Arbeitssicherheit.

Asli Odman - ist Mitbegründerin des Zentrums für Arbeitssicherheit

ist Mitbegründerin des Zentrums für Arbeitssicherheit
Der Staat ist direkt auf der Seite der Unternehmen. […] Der Staat ersetzt seine Funktion als Sozialstaat mit einem Polizeistaat.Asli Odman
Die verheerenden Arbeitsbedingungen am neuen Istanbuler Flughafen 04:07

Redaktion: Thomas Oysmüller

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