Abstimmung in Irland: “Unsere Enkelkinder oder die Deutschen zahlen die Zeche – das geht nicht”

Irland strauchelte als erster – und gilt heute als Musterschüler, wenn es ums Sparen geht. Die aktuelle Abstimmung aber läuft schleppend. Denn das Wort „Sparen“ kann in Irland niemand mehr hören. Warum dennoch kein zweites Griechenland droht, dafür aber Gegenwind für Angela Merkels Kurs.

4,6 Millionen Iren entscheiden in diesen Tagen über den europäischen Fiskalpakt. Mit dem Fiskalpakt verpflichten sich die EU-Staaten zu einer strengeren Haushaltsplanung, um die Stabilität der Eurozone zu gewährleisten.

Und ob Irland also diesem Pakt beitritt, oder nicht, darüber wird nun per Volksabstimmung entschieden.

Ich kenne Leute, die seit Wochen kein Radio mehr gehört haben – weil sie nichts mehr hören können über Sparmaßnahmen, Austerität und Stabilitätspakt! (Derek Scally)

Derek Scally 

Das sagt unser Interviewpartner über die Stimmung im Land, kurz vor der Abstimmung. Wenn die Iren nicht beitreten, könnte das auch Auswirkungen auf die Entscheidung anderer EU-Staaten haben – denn Irland gilt als Vorbild für einen erfolgreichen Sparkurs.

Die bisherige Wahlbeteiligung könnte besser sein. Vielleicht auch, weil ein irisches „Nein“ den Pakt nicht aufhalten kann. Anders als bei anderen Abstimmungen bisher tritt der nämlich in jedem Fall in Kraft.

Dieser Zug wird mit oder ohne uns nach vorn gehen. Die Frage ist, ob wir mit drin sitzen wollen.

Und nicht drin sitzen hieße auch, stärkere Länder würden kein Geld mehr bereit stellen. Eine wirksame Drohkulisse. Dennoch: eine Ablehnung ist im Bereich des Möglichen. Denn die Stimmung im Land ist eindeutig: man ist den ewigen Spar-Predigen ziemlich überdrüssig.

Wie die Iren über den Fiskalpakt und über ihren Vorbildcharakter denken, und welcher Wind Angela Merkel aus Irland entgegenweht, darüber sprechen wir mit Derek Scally, dem Deutschland-Korrespondenten der Irish Times.

Redaktion