Ägypten | Grüner Strom soll Energieproblem lösen

Die Energiewende vom Nil

Mehrmals in der Woche fällt in Ägypten der Strom aus. Das Land am Nil kann seinen Energiebedarf nicht decken. Es fehlen ausreichend Kraftwerke, um den Hunger nach Strom zu stillen. Nun setzt die ägyptische Regierung auf eine Energiewende.

Sonne satt und stetig wehender Wind – die Bedingungen für erneuerbare Energien sind in Ägypten besser als in den meisten anderen Ländern. Trotzdem hat die ägyptische Regierung bisher auf Gaskraftwerke gesetzt – ein großes Problem. Denn deren Leistung reicht nicht aus, um den wachsenden Energiebedarf der Bevölkerung und der Wirtschaft zu decken. Häufig fällt der Strom aus. Deshalb liegen Kerzen und Streichhölzer in ägyptischen Haushalten immer parat. Um den Mangel an Strom zu überbrücken, mussten bereits Fabriken vom Netz genommen werden.

Medienberichten zufolge, sollen in Ägypten derzeit knapp vier Gigawatt fehlen. Das ist so viel Strom, wie drei Atomkraftwerke zusammen im Jahr produzieren. Nun will die ägyptische Regierung das Problem mithilfe einer Energiewende lösen. Sie setzt dabei auf Wind- und Solarkraft.

Vom AKW zum Windrad

Noch im Februar hat die Regierung Ägyptens verkündet, ein Atomkraftwerk zu bauen. Mit russischer Unterstützung soll in der nördlichen Region Dabaa der Neubau entstehen. Für das Land am Nil ist das geplante Atomkraftwerk das erste überhaupt. Doch trotz der erheblichen Mengen Strom, die ein einzelnes Kernkraftwerk liefert, würde die Leistung des Neubaus noch nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Und das, obwohl Ägypten zusätzlich Kohlekraftwerke plant.

Hinzu kommt, dass die Sicherheit des Stromnetzes über die zukünftige Entwicklung des Landes entscheiden könnte. Denn der ägyptischen Wirtschaft geht es schlecht. Die Fabriken brauchen eine sichere Energieversorgung, um produzieren zu können. In Medienberichten heißt es, die Stabilität des Landes hänge von der Stabilität des Stroms ab.

Profitiert Deutschland?

Auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende ist Ägypten auf große Investoren und Technologie aus dem Ausland angewiesen. Alleine kann die Regierung die finanziellen Mittel nicht aufbringen. Trotzdem will sie bis 2022 rund 28 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen. Ein ambitioniertes Ziel. Bisher liegt der Anteil erneuerbarer Energien in Ägypten unter fünf Prozent.

Deutschland könnte von der ägyptischen Energiewende profitieren. Bereits seit einigen Jahren berät das Institut für Internationale Zusammenarbeit die ägyptische Regierung. Möglich ist auch, dass deutsche Unternehmen die notwendige Technologie zur Gewinnung von Strom aus Wind- und Sonnenkraft liefern. Davon würde vor allem die deutsche Wirtschaft profitieren. Einen ersten Milliardendeal hat Siemens bereits an Land gezogen.

Zudem könnte die engere wirtschaftliche Zusammenarbeit die diplomatischen Beziehungen stärken. Bisher kriselt es zwischen den beiden Ländern. Zahlreiche Entwicklungshilfeprojekte sind in den vergangengen Jahren von der ägyptischen Regierung verboten worden. Die Begründung: Deutschland mische sich zu sehr in die Innenpolitik ein.

Über die Energiewende in Ägypten und die Frage, inwiefern die deutsche Wirtschaft davon profitiern kann, hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler mit Günter Meyer gesprochen. Er leitet das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt an der Universität Mainz.

Gerade im Bereich erneuerbarer Energie finden wichtige Ansätze statt. Bis 2020 sollen insgesamt 20 Prozent regenerative Energien bereitgestellt werden. Das ist ein ambitioniertes Vorhaben.Günter Meyer 
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Redaktion: Marie-Kristin Landes

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