Ägypten: Währungs- und Wirtschaftskrise

Die Armee verteilt Brot und Benzin

Die Währung bricht ein, Lebensmittel und Benzin werden knapp, die Bürger werden wütend. Ägypten erlebt gerade nach der Entwertung des Pfunds eine handfeste Wirtschaftskrise. Momentan wird das Land durch internationale Geldspritzen am Leben gehalten. Wieso die Situation so schwierig ist und was wird dagegen unternommen?

Nach dem Frühling kommt der Winter

Die politische Entwicklung in Ägypten seit der Entmachtung des Diktators Mubarak ähnelt stark der anderer Länder des Arabischen Frühlings. Auf den Fall eines Diktators ist meistens ein zähes Ringen um die Nachfolge gefolgt. In Kairo hat sich die totalitäre Regierung um Präsident Al-Sisi durchgesetzt. Diese hat nun alle Hände voll zu tun, um der prekären Wirtschaftslage im Land Herr zu werden.

Ägypten kämpft mit den Konsequenzen der festgefahrenen wirtschaftlichen Strukturen: Die Währung verliert drastisch an Wert und die Preise für Grundnahrungsmittel und Rohstoffe steigen. Eine Wirtschaftskrise bahnt sich an.

Um diese Entwicklung in den Griff zu bekommen, hat die Regierung die Kopplung des ägyptischen Pfunds an den Kurs des US-Dollars aufgehoben. Dadurch soll der florierende Handel auf dem Schwarzmarkt eingedämmt werden. Die Währung ist somit wieder frei handelbar, verliert zunächst aber weiter an Wert.

Unterstützung gegen den Kollaps

Die ägyptische Regierung kämpft gegen den Zusammenbruch der Wirtschaft und wird dabei international unterstützt. Nachdem die Golfstaaten die Finanzreserven Ägyptens mit mehreren Milliarden aufgestockt haben, hat auch der internationale Währungsfond (IWF) eine Geldspritze über 12 Milliarden Dollar zugesichert.

Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst derweil, da die Preise für Nahrungsmittel durch die Entwertung des Pfunds in die Höhe schießen. Durch die Finanzierungsspritzen kann der ägyptische Staat diese Güter auf dem internationalen Markt einkaufen. Die ägyptische Armee verteilt das vom Staat finanzierte Brot und Benzin an die Bürger.

Ägypten: Import, Export, kein Tourimus

Die Gründe für die Krise sind alt und doch neu. Das Land der Nachfahren ägyptischer Hochkultur ist über viele Jahre beliebtes Reiseziel gewesen, die Wirtschaft funktionierte.

Seit dem Absturz des Passagierflugzeugs im Jahr 2015 bleiben internationale Touristen jedoch fern. Die Badestrände und Hotels sind leer, die politische Lage ist vielen Menschen zu unsicher. Das macht sich finanziell deutlich bemerkbar.

Das Problem ist die Kombination aus einbrechendem Tourimus und defizitärer Handelsbilanz.

Ägypten exportiert nur rund ein Drittel dessen, was es importiert. In guten Zeiten wird dieses Defizit durch Einnahmen aus dem Tourismus ausgeglichen. – Dr. Rainer Herret von der deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer

Dr. Rainer Herret sitzt im Hauptstadtbüro der Handelskammer in Kairo und hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf die Hintergründe der Krise und die möglichen Auswege erklärt.

Man hat Milliarden verbrannt beim Versuch, den Währungskurs zu stützen, das war sicher ein Fehler!Dr. Rainer Herret 

Redaktion: Joachim Plingen

Redaktion

Moderation