Mehr Chancengleichheit durch anonyme Bewerbungen: drei Beteiligte erzählen

Manche Menschen finden jahrelang keinen Job – weil sie einen fremd klingenden Namen haben, auf dem Bewerbungsfoto nicht gut aussehen oder Mutter eines kleinen Kindes sind. Mit anonymen Bewerbungen hätten sie bessere Chancen.

Ulf Rinne 

Das ist Ergebnis eines Pilotprojektes der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Dabei haben acht Unternehmen und Behörden ein Jahr lang anonyme Bewerbungsverfahren ausprobiert. 246 Stellen waren zu besetzen, mehr als 8500 Menschen haben sich beworben.

Bei herkömmlichen Bewerbungen schrumpft die Chance auf ein Vorstellungsgespräch zum Beispiel bei Angabe eines türkischen Namen um bis zu 24 Prozent – solche Vorurteile entfallen bei anonymen Bewerbungen.

Der Forscher

Das Pilotprojekt lief ein Jahr; große Unternehmen waren daran beteiligt. Nun geht es daran, die Ergebnisse in die reale Wirtschaft zu übersetzen. Wie das Pilotprojekt im Einzelnen funktioniert hat und welches Fazit sich ziehen lässt, haben wir Ulf Rinne gefragt; er arbeitet beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit in Bonn und hat das Projekt wissenschaftlich begleitet.

Die Bewerberin und der Personalchef

Jockel Birkholz 

Viele Unternehmen bleiben bislang lieber bei herkömmlichen Bewerbungsverfahren – auch, weil sie einen höheren Aufwand fürchten. Auch Jockel Birkholz war anfangs skeptisch. Er hat als Fachdienstleiter Personal der Stadt Celle an dem Pilotprojekt teilgenommen – und war äußerst skeptisch. Mittlerweile ist er überzeugt, dass anonyme Bewerbungen sich auszahlen, auch für Personaler.

Astrid Braungart hat das Problem von der anderen Seite kennengelernt: Sie hat monatelang einen Job gesucht und hatte mit herkömmlichen Bewerbungen keinen Erfolg. Erst mit einer anonymen Bewerbung klappte es dann für die 46-jährige Mutter.

Jockel Birkholz und Astrid Braungart über die Vorteile anonymer Bewerbungen, Vorurteile und Überraschungen bei Vorstellungsgesprächen.

Redaktion