brand eins Podcast | Joana Breidenbach

Spenden, aber richtig

Die Spenden-Industrie ist in einer Transformation, sagt Joana Breidenbach. Sie beschäftigt sich als Mitgründerin von betterplace.org seit über 15 Jahren intensiv mit dem Thema Spenden. Was motiviert uns zu spenden?

Die Deutschen spenden viel — und das nicht nur in der Vorweihnachtszeit. Doch an die beiden Rekordjahre 2021 und 2022 kann die diesjährige Spendenbereitschaft nicht anknüpfen. Das Spendenvolumen ist zurückgegangen, der Verein „Deutsche Spendenrat“ rechnet bis Ende 2023 mit etwa fünf Milliarden Euro Spendeneinnahmen. Dabei spenden die über 70-Jährigen am meisten. Die am stärksten wachsende Altersklasse sind jedoch die 30- bis 39-Jährigen. Eine Zielgruppe, die auch Deutschlands größte Spendenplattform betterplace.org seit ihrer Gründung 2007 im Blick hat.

Wir wollten den Spendenkuchen vergrößern.

Joana Breidenbach

Joana Breidenbach ist Mitgründerin von betterplace.org und beschäftigt sich seit über 15 Jahren intensiv mit Spenden. Sie ist promovierte Kulturanthropologin und Autorin zahlreicher Bücher über die kulturellen Auswirkungen der Globalisierung sowie über neue Formen von Arbeit.

Was motiviert uns zu spenden?

Sie beobachtet durch die vielen aufeinanderfolgenden Krisen eine Katastrophenmüdigkeit. Deshalb sei es immer wichtiger, Anlässe zu finden, um Menschen zum Spenden zu bewegen. Vor allem Spendenaktionen von Influencerinnen und Influencern oder aus der Game-Community seien erfolgreich, und es würden dabei auch Projekte unterstützt, die innovativere Ansätze im sozialen Handeln haben.

Soziales Engagement ist der Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält.

Joana Breidenbach

Wenn es ums Spenden geht, schwingt schnell die Gefahr des Überlegenheitsgefühls mit, möglicherweise eine White-Savior-Attitüde. Wie verhindert man, dass Stereotype und koloniale Strukturen reproduziert werden? Für Joana Breidenbach ist es dabei zentral, darauf zu schauen, wie Organisationen helfen. Sind sie wirklich verwurzelt, gibt es einen engen Austausch mit den Zielgruppen, wird die Organisation von den Begünstigten selbst gemanagt? Und: Welche Wirkungsannahme haben die Organisationen?

Weniger Hochglanzbroschüre, mehr Kommunikation

In einer komplexen Welt ist auch soziale Hilfe schwer. Das sei auch Spenderinnen und Spendern klar. Gerade die Zielgruppe zwischen 20 und 40 Jahren sollte deshalb nicht schablonenhaft angesprochen werden. Organisationen sollten die Komplexität von sozialem Wandel anerkennen und auch kommunizieren, dass sie immer wieder dazulernen und nach Lösungen suchen.

Über die Arbeit der Spendenplattform betterplace.org, die Transformation der Spenden-Industrie und darüber, warum es für nachhaltige Veränderung nicht immer eine Spende braucht, spricht Joana Breidenbach in dieser Folge mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.

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