brand eins Podcast | Kim Lucia Ruoff

Das System Milch

Männliche Kälber sind für Milch notwendig, für die Milchwirtschaft aber nahezu wertlos. Was passiert also mit ihnen? brand eins-Autorin Kim Lucia Ruoff hat ein Bullenkalb mit GPS-Trackern verfolgt und seinen langen Weg zum Mastbetrieb dokumentiert.

Bullenkälber — ein überflüssiges „Beiprodukt“ von Milch?

Deutschland ist EU-Spitzenreiter in der Milchproduktion. Keine Milch ohne Kalb — das bedeutet, dass jede Milchkuh jedes Jahr ein Kalb bekommen muss. Da der Mensch die Milch aber selbst nutzen will, werden die Kälber von ihren Müttern getrennt. Was passiert mit diesen Kälbern nach der Geburt? Dieser Frage ist brand eins-Autorin Kim Lucia Ruoff nachgegangen. Auf einem Milchbauernhof in Süddeutschland hat sie ein Bullenkalb mit einem GPS-Tracker ausgerüstet und ist ihm auf seinem langen Weg bis zum Mastbetrieb gefolgt.

Man kann die Schuld jetzt nicht den Landwirten zuschieben, die mit den Tieren auf den kleinen Höfen vor allem noch sehr eng zusammenleben und da auch versuchen, dass es den Tieren möglichst gut geht, und die aber am Ende auch ökonomischen Druck haben.

Kim Lucia Ruoff

Foto: Privat

Umgang mit Nutztieren muss sich langfristig ändern

Auch die Politik hat versucht, bessere Regeln zu erlassen: Ein Kalb soll seit Anfang diesen Jahres nicht nur 14, sondern 28 Tage auf dem Hof verbleiben, auf dem es geboren wird, damit es kräftiger und widerstandsfähiger ist, wenn es weiter transportiert wird. Das ist zwar im Sinne des Tierwohls, in der Realität bedeutet das aber auch: Der Milchbetrieb muss das Kalb noch länger füttern, ihm Platz bieten etc., obwohl es am Ende nicht mehr Geld gibt. Und was die Länge der Tiertransporte betrifft: Der Transport zum „Zielort“ soll laut Gesetz nicht länger als acht Stunden dauern. Diese Regelung wird aber häufig umgangen, wie Kim Lucia Ruoff bei ihrer Reportage dank des GPS-Trackers nachweisen konnte. Reaktionen auf ihre Reportage fasst sie so zusammen:

Ich habe immer noch das Gefühl, dass viele so wahnsinnig überrascht sind, allein schon von dem Fakt, dass durch Milchproduktion einfach auch Fleisch entsteht. Also diese Bullenkälber entstehen, und eigentlich weiß niemand davon.

Kim Lucia Ruoff

Obwohl der Fleischkonsum in Deutschland sinkt, und es einige Initiativen gibt, um den Kälbern ein besseres Leben zu ermöglichen, ist Kim Lucia Ruoff der Ansicht, dass sich langfristig nur etwas ändern wird, wenn wir unseren Umgang mit Nutztieren ändern. Darüber spricht sie mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.

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