brand eins-Podcast | Wladimir Kaminer

„Der Krieg ist ein Wendepunkt sondergleichen“

Bestsellerautor Wladimir Kaminer hat in der aktuellen brand eins einen Essay zum Schwerpunkt Wendepunkte und Umbrüche geschrieben. Wir sprechen mit ihm über die Sowjetunion ohne Hose, seinen Urgroßvater, seinen besten Freund Vitali und darüber, wann man Wendepunkte bemerkt.

Was sind Wendepunkte?

„Einen Wendepunkt kann nur eine Person erreichen, die weiß, wohin die Reise geht oder zumindest der Meinung ist, der Lauf des Lebens sei steuerbar. Doch das ist Wunschdenken.“ Mit diesen Worten beginnt „Niemand weiß, wohin die Reise geht“, Wladimir Kaminers Essay in der aktuellen brand eins. In der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins geht es um Umbrüche und Wendepunkte. Kaminer erzählt Geschichten über Menschen, die auf die ein oder andere Weise Umbrüche erlebt haben, von geschichtlichen Ereignissen über persönliche Schicksalsschläge. Eindrücklich ist Kaminers Verbindung zu der bekannten Geschichte um den Piloten Matthias Rust, der vor 35 Jahren mit einer Chessna auf der Großen Moskwa-Brücke direkt am Roten Platz gelandet ist und damit weltweit für Aufsehen gesorgt hat.

Matthias Rust hat so eine Art ein Loch in diese Mauer gemacht, in dieses sozialistische Ei und da ist ja alles rausgeflossen.

Schrifsteller Wladimir Kaminer

Drei Geschichten

Die beiden anderen Wendepunkte, die Kaminer beschreibt, haben jeweils mit der Ukraine zu tun. Sie handeln von Kaminers Urgroßvater, der im Zweiten Weltkrieg im von den Deutschen besetzten Odessa zusammen mit anderen Juden vernichtet werden sollte. Und es geht um seinen besten Freund Vitali, der aus Minsk stammt, in Deutschland Big Data studiert hat, bei Obamas Wahlkampf 2009 dabei war, die russische Opposition unterstützt hat, des Landes verwiesen wurde, in seine Heimat Belarus gegangen ist, dort im Knast gelandet und dann in die Ukraine gegangen ist.

Egal, was ich heute schreibe oder worüber ich mir Gedanken mache – dieser Krieg spielt eine wichtige Rolle.

Wladimir Kaminer

Der Autor

Wladimir Kaminer wird 1976 in Moskau geboren, absolviert seinen Wehrdienst bei der sowjetischen Flugabwehr, macht eine Ausbildung zum Toningenieur und studiert Dramaturgie. Im Juni 1990 wandert er in die DDR aus und erlebt wenige Monate später die deutsche Wiedervereinigung mit. Im Jahr 2000 erscheint seine Erzählsammlung „Russendisko“ und wird ein Bestseller. Die begleitende Partyreihe „Russendisko“ – bei der er als DJ hinterm Mischpult steht – wird über die Jahre eine eigene Marke, die er inzwischen übrigens in „Ukrainedisko“ umbenannt hat.

detektor.fm-Moderator Christian Bollert spricht mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer über wichtige Momente seiner Vergangenheit, Wendepunkte und Umbrüche.

Moderation