Castelfalfi: Toskana-Geisterdorf wird Luxusresort

Neuer Geist in altem Dorf

Der Tourismus-Konzern TUI sieht in einem verlassenen italienischen Dorf das Potenzial für ein Luxusresort. Deshalb wird aus dem Dorf Castelfalfi in der Toskana nun ein Feriendomizil für Wohlhabende.

Castelfalfi – ein TUI-Dorf in der Toskana

In der Toskana ist die wirtschaftliche Lage seit Jahrzehnten angespannt. Denn es gibt schlichtweg zu wenig Jobs – insbesondere in der Landwirtschaft. Daher sind viele Bewohner von Castelfalfi in die umliegenden Städte Florenz, Pisa oder Siena gezogen. Castelfalfi ist als Geisterdorf zurückgeblieben, nur eine Handvoll Einwohner wohnte weiterhin dort. 2007 hat dann TUI das ganze Dorf gekauft, um es zu einem Luxus-Resort umzubauen. Nach zehn Jahren läuft dort inzwischen die erste Urlaubs-Saison.

Nachhaltigkeit oder Kulisse?

Laut eigenen Angaben werden auf 250 Hektar Ackerfläche um Castelfalfi Gries und Weizen für den eigenen Bedarf sowie für regionale Märkte angebaut. Das Urlaubsresort wird über ein Biomassekraftwerk versorgt. Zu der insgesamt 1.100 Hektar großen Anlage gehört auch eine mittelalterliche Burg, ein Schwimmbad und ein Golfplatz.

Solche Projekte sind sicherlich kein Allheilmittel für strukturschwache Regionen. Dennoch hat TUI mit diesem Dorf eine bereits bestehende Ressource genutzt und sie in ein Reiseziel verwandelt, anscheinend nicht ganz ohne Erfolg. – Prof. Dr. Ingo Mose, Universität Oldenburg

Schätzungen zufolge gibt es in Italien etwa 2.000 verlassene Dörfer. Viele ländliche Gemeinden kämpfen mit einer hohen Arbeitslosigkeit. Das liegt daran, dass die Landwirtschaft nicht mehr den Ertrag bringt wie früher. Teilweise liegt die Jugendarbeitslosigkeit in ländlichen Regionen Italiens bei über 40 Prozent. Zumindest in der Region um Castelfalfi dürfte die Zahl nun niedriger sein, denn im Resort arbeiten 240 Mitarbeiter.

detektor.fm-Moderator Christian Eichler hat mit Ingo Mose von der Universität Oldenburg über das Luxus-Resort in der Toskana gesprochen. Er beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Entwicklung ländlicher Räume.

Wir wissen von vielen ländlichen Räumen, dass der Tourismus es schaffen kann, einen neuen Impuls zu setzen. Und es scheint so, dass auch regionale Produkte in der neuen Gastronomie verwertet werden und die Beschäftigten aus der Region selbst stammen.Ingo Mose 

Redaktion: Joel Lander

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