Chinas „Neue Seidenstraße“

Netzwerk oder Einbahnstraße?

Früher ein Wegenetz für Gewürze, Keramik, Medizin und Religionen, heute ein Jahrhundertprojekt für globalen Handel: Die Seidenstraße verbindet Städte von Asien bis nach Europa. China will mit Milliardeninvestitionen den Weg für mehr Handel freimachen. Es gibt aber auch einige Skeptiker.

Hoher Besuch für „Neue Seidenstraße“

Die über 2.000 Jahre alte Seidenstraße soll wieder an Bedeutung gewinnen. China hat am Wochenende zum „One Belt, One Road“-Gipfeltreffen eingeladen. Hier kamen Vertreter und auch Staatschefs aus über hundert verschiedenen Ländern von vier Kontinenten zusammen. Unter ihnen waren der russische Staatschef Wladimir Putin (der ein Klaviersolo zum Besten gab), mehrere Ministerpräsidenten der EU und auch die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries.

Auf diesem Gipfel hat China für sein Mammutprojekt geworben. Mit einem Betrag von 100 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren die gesamten Routen ausgebaut werden. Darunter fallen Kraftwerke, Flughäfen, Seewege und weitere Infrastruktur-Projekte.

Am Ende haben 68 Staaten ein Papier unterzeichnet, das die Kooperation mit China für die „Neue Seidenstraße“ beschließt.

Chance oder Risiko

Viele anliegende Staaten sehen das als Chance, ihre marode Infrastruktur zu verbessern und den Lebensstandard zu erhöhen. Allerdings sehen einige Länder das Vorhaben von China mit Skepsis. Denn hinter dem Ausbau der Seidenstraße lässt sich auch Geopolitik vermuten. So fühlt sich zum Beispiel Indien durch die Beteiligung Chinas an großen Projekten in Pakistan, Bangladesch und Nepal bedrängt. Deswegen ist auch der indische Ministerpräsident als einer von wenigen nicht zu dem Gipfel erschienen.

Auch ein paar EU-Mitgliedsstaaten haben Kritik geäußert. So stellte die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries fest, dass wirtschaftliche Beziehungen auf Netzwerken und nicht auf Zentren beruhen sollten. Auch Nadine Godehardt von der regierungsnahen Stiftung für Wissenschaft und Politik kann das nachvollziehen:

Die Staaten, die Verträge unterzeichnen mit China, lassen sich letztlich auf ein bilaterales Netzwerk ein, in dessen Zentrum China bis jetzt steht. – Nadine Godehardt, Stiftung für Wissenschaft und Politk

Aber was genau verspricht sich China von den riesigen Bauvorhaben? Und an welchen Hindernissen kann das Projekt scheitern? Das hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Nadine Godehardt besprochen. Sie ist stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Asien der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin.

Es muss auch eine kulturelle Verknüpfung geben. Es reicht nicht nur, dass man investiert, sondern man muss auch die Gesellschaften in den Ländern überzeugen.Nadine Godehardt 

Redaktion: Roberta Knoll