Deutsche Bahn stellt Halbjahresbilanz vor

„Der Wettbewerb wird härter“

Die Deutsche Bahn hat in der ersten Häfte des Jahres weniger Gewinn gemacht, weniger Fahrgäste befördert und noch mehr Konkurrenz durch Fernbusse bekommen. Wie geht es für die Bahn weiter? Kann die angekündigte Serviceoffensive helfen?

Die Deutsche Bahn hat ihre Bilanz für das erste Halbjahr 2015 vorgestellt. Das Ergebnis könnte besser sein: Der Gewinn ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 39 Prozent eingebrochen, die Zahl der Fahrgäste um gut zwei Prozent gesunken.

Deutsche Bahn steht vor vielen Problemen

Der Konzern führt das schlechte Ergebnis im Personenverkehr auf mehrere Gründe zurück: In den ersten sechs Monaten habe der lange Streik der Lokführergesellschaft GDL stattgefunden. Zusätzlich hätten schwere Unwetter, günstige Benzinpreise und die Konkurrenz durch die Fernbusse dafür gesorgt, dass weniger Menschen mit der Bahn gefahren sind. Noch im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bahn einen Rekord bei den Fahrgastzahlen vermelden können.

Im Umsatz hat der GDL-Streik die Deutsche Bahn 300 Millionen Euro gekostet. Aber in den Medien hat es schon erhebliche Verwerfungen gegeben und das Image der Bahn leidet. – Christian Böttger, Bahn-Experte

Neue Strategie, neuer Vorstand

Der Wettbewerb wird härter. Momentan ist nicht erkennbar, wie die Bahn noch Investitionen finanzieren soll. – Christian Böttger

Die Deutsche Bahn steht unter Druck, der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube will den Konzern neu aufstellen. Am 16. Dezember möchte Grube dem Aufsichtsrat seine Pläne für einen Strategiewechsel vorlegen, ein Stellenabbau ist nicht ausgeschlossen. Auch der Bahn-Vorstand wird sich verkleinern: Vier Vorstände gehen, dafür kommt der ehemalige Kanzleramtschef Ronald Pofalla. Sein schneller Wechsel von der Politik in die Wirtschaft ist umstritten.

Forderung: Aufteilung nach Geschäftsbereichen

Die Monopolkommission der Bundesregierung fordert schon seit langem eine Aufteilung des Großkonzerns in einzelne Teilunternehmen. Die Deutsche Bahn ist zwar eine Aktiengesellschaft, der größte Teilhaber ist aber weiterhin der Bund. Ein weiterer Kritikpunkt sind die ausländischen Engagements des Staatskonzerns jenseits des Kerngeschäfts:

Die Logistiksparte DB Schenker ist Marktführer im Schiffsverkehr zwischen China und den USA, betreibt Wein- und Minenlogistik in Australien. Da kann man sich fragen, ob das für ein Bundesunternehmen sinnvoll ist. – Christian Böttger

Über die Halbjahresbilanz der Deutschen Bahn hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Christian Böttger gesprochen. Er ist Professor für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und gilt als Kenner des Bahnkonzerns.

Ich glaube, eine Aufspaltung nach Geschäftsbereichen würde der Bahn gut tun. Beispielsweise könnte der Verkauf der Logistiksparte DB Schenker die Schulden des Konzerns reduzieren und wieder Freiraum für Investitionen schaffen.Christian Böttger 

Redaktion: Sandro Schroeder

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