DIW-Berechnungen: Wie Flüchtlinge die Wirtschaft ankurbeln

Flüchtlinge kosten neun Milliarden und das lohnt sich

Die Angst ist groß: halten unsere öffentlichen Kassen die hunderttausenden Flüchtlinge aus? Und was kostet das? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet nun vor: Allein durch ihre Anwesenheit kurbeln die Geflüchteten die Wirtschaft an – und sorgen so für zusätzliche Steuereinnahmen.

Die Unterbringung und Verpflegung tausender Flüchtlinge kostet Geld, das ist nicht von der Hand zu weisen. Doch wo Geld ausgegeben wird, da entstehen sogenannte Sekundäreffekte: Aufräge werden ausgelöst, die Wirtschaft wächst und in der Folge davon sprudeln zusätzliche Steuereinnahmen. So auch hier.

Flüchtlinge geben das Geld, was sie erhalten, zum großen Teil für den täglichen Bedarf aus. Sie werden mit Lebensmitteln versorgt. Ihre Unterkünfte werden beheizt und brauchen Strom. All das sind Kosten, die letzten Endes der deutschen Wirtschaft als Einnahmen zugute kommen. So könnte die deutsche Wirtschaft allein deshalb in diesem Jahr um bis zu 0,25 Prozent wachsen.

Und das sind nur die kurzfristigen Effekte. Die längerfristigen Effekte sind, dass, wenn wir die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren können, Flüchtlinge als Kollegen tätig werden und so Menschen, die hier heute schon einen Job haben, produktiver machen. – Dr. Ferdinand Fichtner, DIW

Kurz- und langfristiges Potential

Auch langfristig erwartet man von den zu uns Geflüchteten positive Effekte: Viele von ihnen sind jung und gut ausgebildet. Haben sie unsere Sprache einmal gelernt, das Land kennengelernt und entsprechende Qualifikationsnachweise erworben oder mitgebracht, können sie problemlos in den Arbeitsmarkt einsteigen – und hier Steuern zahlen. Angesichts tausender unbesetzter Jobs und Ausbildungsstellen ist das sogar mehr als erwünscht.

Zunächst dürfte sich dieser Effekt zunächst erst einmal abschwächen, da die Kinder der Flüchtlinge dem Arbeitsmarkt selbstverständlich noch nicht sofort zur Verfügung stehen. Allerdings füllen sie das schwindende Polster der Jungen in unserer alternden, deutschen Gesellschaft auf.

Hinter den Zahlen

So weit die Gedankenspiele und die Theorie – auch wenn sich rein ökonomisch diesem Thema nicht beikommen lässt, wie auch Ferdinand Fichtner betont:

An der Stelle muss man ein bisschen aufpassen, dass diese Debatte nicht zu sehr alleine aus der deutschen Perspektive geführt wird. Ganz klar, das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht und zunächst einmal kommen diese Menschen aus humanitären Gründen nach Deutschland. – Ferdinand Fichter, DIW

Über die Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Dr. Ferdinand Fichtner gesprochen, der die Abteilung Konkunkturpolitik beim DIW leitet.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Flüchtlinge den Großteil ihres Geldes für Miete und täglichen Bedarf ausgeben, dürfte das Bruttoinlandsprodukts allein deshalb um 0,2 Prozent steigen.Dr. Ferdinand Fichtner 

Redaktion: Javan Wenz

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