Doppelkopf | 2000m2 in Berlin – Ein Versuchsfeld im Portrait

Satt werden ohne Verschwendung: Warum wir Ackerland vergeuden

2.000 Quadratmeter sind die Ackerfläche, die jedem Bewohner dieser Erde bei gerechter Verteilung zustehen würde. Jeder durchschnittliche Europäer braucht jedoch schon doppelt so viel. Ein Projekt will nun beweisen, dass das auch anders geht: mit eigenem Versuchsfeld am Rand von Berlin. Ein Mensch isst jetzt nur, was dieses Feld hergibt. Wir fragen mal nach: klappt’s mit dem satt werden?

2.000 Quadratmeter. Das ist die Hälfte eines sehr kleinen Fußballfeldes. Oder der Platz, den 200 Autos zum Parken bräuchten. Oder 33 Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 60 Quadratmeter.

Satt werden wir auch so

Wir brauchen diese 4.000 Quadratmeter plus nicht, um satt zu werden! – Luise Körner aus Berlin.

Luise Körner ist einer der Köpfe hinter dem Acker.

2.000 würden aus ihrer Sicht reichen. Auf 2000 Quadratmetern kann man so viel Getreide und Gemüse anbauen, dass mindestens ein Mensch davon ein Jahr lang satt wird.

Also hat Luise, die für die Zukunftsstiftung Landwirtschaft arbeitet, vergangenes Jahr in Berlin-Gatow mithilfe der Stiftung einen Acker gemietet, der genau so groß ist: 2.000 m². Und hat dort, gemeinsam mit vielen Mitstreitern, ausgesät, was auf den 1,4 Milliarden Hektar Ackerland weltweit wächst:

Mehr als die Hälfte Getreide, nur zehn Prozent Gemüse und Obst, dazwischen Ölsaaten, Fasern, Erdfrüchte, Zucker und Gewürze.

Das Ganze ist ein ziemlicher Erfolg gewesen, weswegen sie es dieses Jahr gleich wiederholt haben. Mit noch mehr verschiedenen Pflanzen, vielen auch aus der Region, aber auch Exoten wie Alleppo-Gerste oder Knoblauch. So einen Mischmasch „würde ein Landwirt so natürlich nie machen“, sagt Luise. Aber das Ganze ist ja auch ein Testfeld. Das Ziel: Plastisch zu veranschaulichen und zu belegen, dass 2.000 Quadratmeter reichen, um einen Menschen satt zu kriegen.

Praxis statt Theorie: Nur essen, was vom Feld kommt

Als Versuchsobjekt hat sich der Koch Florian Kliem zur Verfügung gestellt. Er ernährt sich von der Ernte des Feldes und dem, was die zwei Hühner, die das Projekt noch hält, so hergeben.

Jeden Dienstag können Interessierte auf den Acker kommen, um mitzuhelfen. Kraut rausrupfen, Schilder erneuern, Zäune bauen und natürlich: ernten. Danach kochen alle gemeinsam und essen. Und vom Zaun schauen die benachbarten Kleingärtner mit einer Mischung aus Interesse, Verachtung und Neid herüber. Denn so schön wild und doch ertragreich wie der Weltacker sind ihre beflaggten Parzellen nur selten.

Wie gut oder schlecht das Ganze bisher läuft und was die Gruppe bisher gelernt hat: Dominik Schottner hat einmal nachgefragt.

Dominik Schottner 

Ein bisschen Ordnung muss auch sein: Schilder sortieren das Versuchsfeld von 2000m2.

Redaktion & Moderation: Dominik Schottner


Doppelkopf – die Gesprächssendung auf detektor.fm und hier als Podcast.

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