Fairtrade Jahresbericht | Ist Direct Trade das neue Fairtrade?

Fairtrade ist gar nicht so fair

Bio, regional oder fair gehandelt – der Griff zu „anständigen“ Lebensmitteln gibt uns ein gutes Gefühl beim Einkaufen. Dass das immer mehr Menschen so sehen, bestätigen nun auch die Zahlen im Jahresbericht von TransFair. Können wir mit Fairtrade wirklich die Welt verbessern oder beruhigen wir nur unser Gewissen? Wir fragen Sina Trinkwalder, die Autorin von „Fairarscht“.

Laut dem Jahresbericht von TransFair e.V. greifen wir so oft zu Fairtrade-Produkten wie nie – besonders im Lebensmittelbereich. Allein 68.000 Tonnen Bananen mit dem Fairtrade-Siegel haben die Deutschen im letzten Jahr gekauft. Fairtrade liegt im Trend: „Das neue Bio„, so heißt es.

Bevor wir uns als Weltverbesserer in den Himmel loben, hier die Fakten: Aufs Jahr runtergerechnet gibt der Deutsche gerade mal zwölf Euro für Fairtrade-Produkte aus. Woran das liegt, weiß auch die Autorin des Buches „Fairarscht“, Sina Trinkwalder, nicht so genau.

Zu teuer sind sie mit Sicherheit nicht. – Sina Trinkwalder, Gründerin der ökosozialen Textilfirma manomama

Das Fairtrade-Siegel…

Das Fairtrade-Gütesiegel von TransFair ist in über 42.000 Geschäften deutschlandweit zu finden. Mit dem Logo wirbt der Verein für Produkte, die „nach den weltweiten Fairtrade-Standards“ gehandelt wurden. Für die Gewissheit, Gutes zu tun, zahlen wir im Supermarkt gönnerhaft drauf – weil die Menschen für ihre Arbeit nicht ausgebeutet werden.

Eine edle Absicht – es lässt allerdings auch tief Blicken, wenn gerechte Löhne schon als „gute Tat“ empfunden werden. Nichtsdestotrotz ermöglichen wir somit die faire Bezahlung des peruanischen Kaffeebauern und erträgliche Arbeitsbedingungen auf der kenianischen Blumenfarm. Oder?

…und die Sache mit dem ruhigen Gewissen.

Es hagelt immer wieder Kritik: Wie glaubwürdig ist das Gütesiegel wirklich? Für jede Kiste Bananen bekommen die Produzentenorganisationen einen Mindestpreis und zusätzlich die sogenannte „Fairtrade-Prämie“ in Höhe von einem Dollar. Dass das Geld aber auch wirklich bei den Kleinbäuerinnen und -bauern auf der Bananenplantage ankommt, bezweifelt Sina Trinkwalder.

Dafür bekommt der Bauer keine Prämie: Was nicht verkauft wird, liegt halt rum. – Sina Trinkwalder

Fair Trade-Marken wie die Gepa, El Puente und dwp oder Banafair setzen auf separate Handelsketten mit vermeintlich höheren Standards und eigenen Siegeln.

Was im fairen Handel trotzdem grundsätzlich schief läuft, erklärt Sina Trinkwalder im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt. Sie hat die ökosoziale Textilfirma manomama gegründet und das Buch „Fairarscht“ geschrieben und weiß also, was die Rekordzahlen von TransFair wirklich aussagen.

970 Tonnen, das sind gerade Mal sieben Prozent des fairtrade-zertifiziert hergestellten Tees, fanden unter dem Siegel Platz im Regal. Was machen denn die anderen 93 Prozent?Sina Trinkwalder 

Redaktion: Anna-Lena Stumpf

Redaktion

Moderation