Flopcast | Gerrit Schumann

„Wer nicht gescheitert ist, ist nie ein Risiko eingegangen“

Es ist als deutsches Spotify gestartet, doch technische Schwierigkeiten, horrende Lizenzkosten und ein geplatzter Rettungsdeal haben Simfy schließlich in die Knie gezwungen. Für Mitgründer Gerrit Schumann ist das Scheitern eine ganz neue Erfahrung gewesen.

Es gab einmal eine Zeit, als Spotify noch nicht in Deutschland verfügbar war – und die ist noch gar nicht so lange her. Damals wollte Gerrit Schumann zusammen mit zwei Kollegen den Streaming-Markt für sich einnehmen und gründeten Simfy. Anfangs lief das Geschäft gut: Simfy hatte zwischenzeitlich gut eine Million Nutzer und führte erfolgreich ein Bezahl-Modell ein. Doch über allem hing der drohende Deutschlandstart von Spotify.

Wir wussten das schon. Uns war klar, dass Spotify nach Deutschland kommt.

Gerrit Schumann

Am Ende reichte es für Simfy nicht. Die Musikrechte für den Streamingkatalog verschlangen horrende Summen. Der Aufschlag der Konkurrenz auf dem Markt war zu groß – und ein Deal mit einem möglichen Investor platzte drei Tage vor dem Notartermin. Zwei der Gründer schieden aus dem Unternehmen aus und auch Gerrit Schumann verließ Simfy ein halbes Jahr später. Das war 2013.

Das Scheitern war für ihn eine neue Erfahrung. Schumanns erste Gründung, ein Softwareunternehmen namens Element5, mauserte sich zur Nummer zwei auf dem Weltmarkt und wurde 2004 vom Marktführer aufgekauft.

Ich glaube, es war auch ganz wichtig für mich, dass mal was nicht so klappt, wie ich mir das gedacht habe.

Gerrit Schumann

Eigentlich wollte Schumann sich nach seine Erfahrung mit Simfy eine Auszeit gönnen. Doch er blieb im Streaming-Geschäft und wechselte zum Konkurrenten Deezer. Mittlerweile ist Gerrit Schumann einer von zwei Geschäftsführern der Handelsblatt Media Group, die unter anderem das Handelsblatt herausgibt. Was er aus seiner Zeit bei Simfy gelernt hat und wie er mit dem Scheitern umgegangen ist, hat er mit detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler besprochen.