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Fortschritt | Mehr Musik hören? Multi-Raum-Systeme für zu Hause

Im Bad läuft klassische Musik, beim Frühstück in der Küche Rock-Pop und im Flur Elektro. Gesteuert wird alles zentral über eine Musik-Anlage. Die sogenannten „Multi-Raum-Systeme“ oder „Netzwerkplayer“ können die Art und Weise unserer Musiknutzung verändern.

Bernhard Rietschel - benutzt Netzwerkplayer auch privat.

benutzt Netzwerkplayer auch privat.
Bernhard Rietschel

Eine Musiksammlung ist heutzutage nur noch in wenigen Fällen tatsächlich anfassbar. Vinyl-Platten und CDs sammeln weniger Menschen als früher. Der Großteil speichert Musik heute digital. „Multi-Raum-Systeme“ oder besser gesagt „Netzwerkplayer“ können digitale Musik einfacher abspielen. Denn das Ganze wird über eine einzige Musik-Anlage, die überall in der Wohnung installiert sein kann, gesteuert.

Wie weit diese Technologie heute schon ist und für wen sich eine Anschaffung lohnt –  hat uns der Chefredakteur des AUDIO-Magazins Bernhard Rietschel erklärt.

Fortschritt: Multi-Raum-Systeme im Test 07:21

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+++ Das Gespräch zum Mitlesen+++

Wie funktioniert so ein Multi-Raum-System überhaupt?

Das hängt ein bisschen vom System ab und was Sie genau damit machen. Das ist ja mittlerweile ein riesiger Markt. Im Normalfall, Multi-Raum deswegen, weil man seine Musiksammlung, vorausgesetzt die ist digital und nicht etwa aus LPs bestehend, dass man die praktisch in allen Räumen seines Hauses verwenden kann und ohne die Tönträger von einem Raum zum andern tragen zu müssen. Im Normalfall hat man zentral einen sogenannten Server stehen, eine Festplatte, wo die Musik eben darauf abgelegt ist, und soweit wie das häusliche Netzwerk reicht, kann man dann Player an beliebige Stellen stellen, die auf dieses Netzwerk zugreifen und die Musik von diesem Speicher spielen können.

Das funktioniert via WLAN oder wie sieht das aus?

Die meisten dieser Systeme funktionieren auch mit WLAN. Wir empfehlen, für den Fall, dass so ein Produkt ortsfest steht, sofern es möglich ist, trotzdem ein Netzwerkkabel zu nehmen. Die meisten von diesen Geräten haben auch beide Möglichkeiten. Das Netzwerkkabel hat den Vorteil, dass man das WLAN, welches man sowieso braucht, beispielsweise um diese Geräte dann zu steuern, freihält. Es ist einfach stabiler. Das ist unsere Erfahrung.

Was kann denn mit so einem Netzwerkplayer alles abgespielt werden?

Das hängt sehr stark vom Player ab. Im Prinzip kann man mit einem guten Player heute so ziemlich jede Art von Audiodatei abspielen, die man im Internet findet oder selber erzeugt hat. Also die Auswahl an verschiedenen Soundformaten, die man damit spielen kann ist relativ groß. Das einzige was fast nie oder generell nie wiedergebbar ist, sind kopiergeschützte Audiodateien. Die alten Itunes Downloads etwa, die haben noch so einen Kopierschutz. Die laufen tatsächlich nur auf dem Rechner, mit dem man es heruntergeladen hat und nicht auf einem externen Netzwerkspieler. Aber alles was man sich heute praktisch kaufen kann, entweder als Pay-Download oder was man selber erzeugen kann, indem man seine CDs rippt, das kann man damit auch abspielen.

Wie kompliziert ist denn die Installation eines solchen Netzwerkes und wie weit kann man das noch ausbauen?

Also das Netzwerk selber muss ja vorhanden sein. Die meisten Haushalte haben ein Netzwerk. In dem Moment, wo man DSL hat, hat man irgendwo einen Router stehen, der nicht nur das WLAN anbietet, sondern auch das gesamte Netzwerk verwaltet. Das heißt, wenn man soweit schon ist, dann ist das Hinzufügen eines Netzwerkspielers eigentlich relativ einfach. Die sind fast immer so konfiguriert, dass wenn ich die aus der Verpackung hole und an das Netz anschließe, dass die dann von selbst nach WLANs Ausschau halten oder nach einem Netzwerk. Wenn ich ein Netzwerkkabel einstecke ist es sogar noch einfacher, und dass die sich dann über ihr eigenes Display normalerweise sehr schnell mit ein oder zwei Bestätigungsklicks und eventuell einem WLAN-Passwort, wenn man es über WLAN betreiben will, in das WLAN integrieren lassen. Die Frage ist dann, und das hängt sehr stark vom Player ab, woher der seine Musik beziehen soll. Weil es gibt ja neben dem lokalen Datenserver, zunehmend den Trend, dass man darauf ganz verzichtet und seine Musik über den Streamingdienst bezieht, Napster, Spotify, Wimp und so weiter. Da gibt es ganz viele mittlerweile.

Verliert denn der Klang Qualität, also gerade durch die kabellose Verbindung kann das gut möglich sein?

Das hängt ein bisschen vom System ab. Grundsätzlich, die WLAN-Verbindung, die man in den meisten Fällen nimmt, hat eine Bandbreite, die ist unendlich viel größer als das was man selbst für unkomprimierte CD-Qualität braucht. Das heißt: es ist nicht notwendig, dass dabei Qualität verloren geht. Solang man WLAN verwendet, hängt es ein bisschen davon ab mit welchen Dateiformat man da arbeitet. Es ist sogar so, dass bei sehr guten Netzwerkplayern, die können ja beliebig teuer werden mittlerweile, dass sehr gute Netzwerkplayer deutlich besser klingen als vergleichbar teure CD-Spieler.

Sonos und Raumfeld sind ja gerade die Platzhirschen auf dem Markt, für welchen Nutzer eignet sich denn welches Produkt?

Ich hab mit beiden schon sehr sehr viel gespielt. Ich würde im Prinzip beide jederzeit einem guten Freund empfehlen. Die sind beide sehr leicht in Betrieb zu nehmen, sehr komfortabel und haben sehr viele Möglichkeiten, sehr viele integrierte Musikdienste. Sonos ist wahrscheinlich das noch einfacher in Betrieb zu nehmende, läuft sehr stabil und sehr zuverlässig. Das kann man aber wie gesagt heute von Raumfeld genauso sagen. Die sind halt später auf den Markt gekommen. Es hat nach oben ein bisschen mehr Qualität, das heißt die einzelnen Geräte, die es in einem Raumfeld-System zur Auswahl gibt, die sind ein bisschen hochwertiger, was den Klang anbetrifft. Das größte Sonos-System, was man inklusive Lautsprechern eben kaufen kann, wären zwei Play5 beispielsweise und eventuell einen Subwoofer dazu. Bei Raumfeld gibt es sogar ein paar ausgewachsene Standboxen, die praktisch selber Raumfeld-Player sind, wo man dann also nichts als die beiden Boxen braucht um eine komplette Anlage im Wohnzimmer zu haben. Und das klingt vielleicht noch einen Tick besser.

Gibt es denn da noch Nischenanbieter?

Es gibt sogar jede Menge mittlerweile. Es kommt im Prinzip alle paar Monate ein neuer Anbieter auf den Markt. Squeezebox-Player, die haben sich jetzt umbenannt in Logitech UE Smartradio beispielsweise. Was es noch gibt als echte High-End-Nische ist Simple Audio. Es sieht ein bisschen aus wie Sonos, nur ist es schwarz statt weiß und ist aus Aluminium statt Plastik. Ist also vom Material ein bisschen hochwertiger und ist im Gegensatz zu Sonos fähig auch Dateien mit höherer Auflösung als CD wieder zu geben. Auch sonst ist Simple Audio was die A-Wandler Technik betrifft, im Prinzip noch mehr Hi-Fi, fast schon High-End eigentlich. Und kostet in etwa das doppelte wie Sonos, 700 Euro. Ist also einen Tick teurer, aber klingt deutlich besser.

Für wen lohnt es sich denn da Geld zu investieren, in so einen Netzwerkplayer?

Also ich finde das lohnt sich für jeden. Ich hab damit berufsbedingt letztendlich angefangen, vor sieben Jahren vielleicht, und ich finde es eine absolut grandiose Art Musik zu hören. Es macht einen auf einen Schlag frei von irgendwelchen Formatbeschränkungen. Also wenn man einen CD-Spieler hat, konnte man nur CDs drin abspielen und bei diesen Netzwerkplayern kann man fast jedes existierende Dateiformat abspielen und wenn es so eins ist welches man nicht abspielen kann, kann man es umwandeln in eins, was man abspielen kann. Das heißt, man hat mit einem Schlag einen riesenhaften globalen Zugriff auf unendlich viel Musik. Es ist zwar einerseits dieser Umgang mit Musikdateien, war ja einen Punkt wo die Musikindustrie große Angst hatte, aber ich glaub, dass man einfach schneller und tiefer in die Musik einsteigen kann, wenn man diese große Auswahl und diese schneller direkt verfügbar hat. Und dass das auf die Dauer der Musikindustrie gut tun wird.

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