Religionen regeln oft nahezu jeden Lebensbereich, auch das Finanzwesen. In unserer Serie über „Welche Banken wollen wir morgen?“ stellen wir heute vor, wie Bankgeschäfte nach islamischem Recht aussehen können.
Liest man von der Scharia, geht der erste Gedanke bei vielen zunächst nach Afghanistan oder an grausam anmutende Bestrafungen.
Der Begriff Scharia bezeichnet aber zunächst einmal das islamische Recht als solches. Dazu gehören neben Bestrafungsriten und konformen Verhaltensweisen im islamischen Raum auch die Anweisungen, was Banken erlaubt ist und was nicht.
Am deutlichsten wiegt das Verbot des Darlehensgeschäfts, also der Zinsen. Während im westlichen Kulturraum Zinsen nicht mehr wegzudenken sind, haben islamische Banken andere Anlagestrategien entwickelt, die sich auf Beteiligungsgeschäfte konzentrieren. Verluste und Gewinne einer Bank werden so gleichermaßen an die Kunden verteilt.
Banken müssen sich an einen strengen Moralkodex halten. Neben der Zinsnahme sind auch Investitionen in Rüstung, Alkohol, Schweinefleisch und Pornographie verboten. Mit einer wachsenden muslimischen Bevölkerungsgruppe in beinahe allen europäischen Ländern dringt auch das „Islamic Banking“ stärker in die Gesellschaft vor, was nicht selten aber auch Befremden auslöst.
Michael Gassner ist Mitglied beim Zentralrat der Muslime und der Beauftragte für das islamische Bankwesen. Mit ihm haben wir über die Zukunft des muslimischen Bankgeschäfts gesprochen.
Im Islam geht es immer um Geld gegen Ware, immer der Bezug zur Realwirtschaft – Michael Gassner