Geldwäsche im Immobilienmarkt

„Die Makler melden praktisch gar nichts“

Deutschland gilt als Paradies für Geldwäsche. Vor allem der Immobilienmarkt ist davon betroffen. Rund 15 bis 30 Prozent des kriminellen Vermögens werden in Immobilien investiert. Warum?

„Kenne deine Kunden“

Das Geldwäschegesetz sieht vor, dass Immobilienvermittelnde, Anwälte und Anwältinnen sowie Notariate stets nach dem Prinzip „Kenne deine Kunden“ handeln sollen. Wenn sie also einen Verdacht auf Geldwäsche haben, sollen sie diesen gegenüber der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen melden. Vor allem bei Zahlungen von über 10.000 Euro, die in bar getätigt werden, ist Vorsicht geboten. Jedoch hat sich den letzten Jahren gezeigt, dass vor allem Immobilienmakler und -maklerinnen diese Pflicht vernachlässigen.

Es ist vor allem ein gewisses Desinteresse, weil er natürlich ein Geschäft verliert. Also wenn er den Kunden dann meldet […], dann verzögert sich das Geschäft natürlich, weil er dann auch abwarten muss, was die Rückmeldung ist. – Markus Henn, Autor der Studie „Geldwäsche bei Immobilien in Deutschland“

Der Kampf gegen Geldwäsche

Vergangenen Monat ist das neue Gesetz zur Bekämpfung von Geldwäsche in Kraft getreten. Zukünftig müssen Notariate in mehr Fällen als bisher Verdacht auf Geldwäsche melden. Außerdem wird das sogenannte Transparenzregister für die Öffentlichkeit einsehbar. Dazu hatte bislang nur ein beschränkter Personenkreis Zugang. Das Register gibt darüber Auskunft, um wen es sich bei Unternehmen als Käufer handelt, zum Beispiel bei Immobiliengesellschaften. Es bleibt jedoch nach wie vor erlaubt, das ganze Hause in Bar zu bezahlen.

Es gab trotzdem eine lange Zeit ein Desinteresse seitens Deutschlands und der handelnden Akteure. Ich sag jetzt mal, früher Finanzminister Schäuble, der erst über die Jahre langsam eine gewisse Aktivität entwickelt hat. – Markus Henn

Warum der Immobilienmarkt so attraktiv für Geldwäsche ist, und wie mit der Gesetzgebung dagegen vorgegangen werden müsste, darüber hat detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit Markus Henn gesprochen. Er ist Autor der Studie „Geldwäsche bei Immobilien in Deutschland“.

 

Redaktion: Lena Jansen