Griechenland: Rettung mit oder ohne Ausschluss aus der Euro-Zone?

Bislang war die Botschaft aus Politik und Wirtschaft klar: Der Euro muss gerettet werden – koste es, was es wolle. Jetzt ist deutlicher als zuvor die Rede von einer Insolvenz Griechenlands. Ernsthafte Alternative? Und wie gestaltet sich diese Frage aus griechischer Perspektive?

Nachdem die „Troika“ – ein Team aus Experten der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) – letzte Woche verfrüht aus Griechenland abgereist ist, trifft sie sich an diesem Mittwoch wieder, um das Sparprogramm Griechenlands zu bewerten. Die Griechen müssen weiter sparen. Am Wochenende ist bekannt geworden, dass das Land mit einer Sondersteuer auf Immobilien zwei Milliarden zusätzlich einnehmen will. Diese Immobiliensteuer betrifft alle Griechen mit Wohneigentum und liegt zwischen 50 Cent pro Quadratmeter für einfache Wohnungen und zehn Euro pro Quadratmeter für Luxuswohnungen in bester Lage. Und weil die Steuerverwaltung immer noch nicht so funktioniert, wie gewünscht, soll sie direkt mit der Steuer eingezogen werden.

Jens Bastian 

Deutsche Politiker von CSU und FDP halten die Spar-Anstrengungen Griechenlands jedoch noch immer für zu gering. Nachdem monatelang betont wurde, Griechenland und damit den Euro um jeden Preis retten zu wollen, spricht FDP-Chef Philipp Rösler jetzt erstmals von einer möglichen „geordneten Insolvenz Griechenlands“. Der Wirtschaftsminister warnt außerdem vor Denkverboten und schließt eine griechische Pleite nicht mehr kategorisch aus.

Ökonom Jens Bastian kritisiert dagegen die öffentliche Diskussion über eine mögliche Staatspleite Griechenlands: „Das letzte, was Griechenland im Moment braucht, sind Druck durch Rausschmissdrohungen“, so Bastian. Er findet eine Frage viel dringender: „Wie Griechenland in eine Position gebracht werden kann, sich aus eigener Kraft zu helfen.“

Was eine Insolvenz für die Griechen und die anderen Länder der Euro-Zone bedeuten könnte, erklärt uns Jens Bastian im Interview. Der Volkswirt lebt seit 15 Jahren in Athen und arbeitet beim Thinktank „Eliamep“.