Bis heute sind viele südamerikanische Staaten wirtschaftlich von den USA abhängig. In Afrika zeichnet sich ein ähnliches Bild ab – mit China in der Rolle der Wirtschaftsmacht. Doch lassen sich die beiden Situationen wirklich vergleichen?
Bis heute fällt es den lateinamerikanischen Staaten schwer, wirtschaftlich zu anderen Industrienationen aufzuschließen. Das zeigt sich auch in ihrer Abhängigkeit von den USA. Lange Zeit wurde dieses Ungleichgewicht mit der Kolonialzeit und internen Strukturmängeln erklärt. Eine enge Handels-Anbindung an die USA sollte dem entgegenwirken.
Die Dependenztheorie, die in den 60er-Jahren aufkam, erklärte diese Abhängigkeit. Da die lateinamerikanischen Staaten über die schlechteren Terms of Trade verfügen, müssen sie zwangsweise immer hinter den USA zurückbleiben.
Das Problem ist, dass die lateinamerikanischen Staaten hauptsächlich Primärgüter, also Agrargüter, Hölzer exportieren und verarbeitete Materialen wie Autos und Lebensmittel importieren. Dadurch wachsen die Abhängigkeitsverhältnisse zu Industrienationen.Julius Gabe
Auf dem afrikanischen Kontinent lässt sich Ähnliches beobachten. Nur mit China in der Rolle der dominanten Macht. Auch sie diktieren inzwischen in Afrika die Handelsbedingungen. Und auch hier gibt es wenig Interesse daran, dass sich die Lage politisch zugunsten einem Mehr an Demokratie verändert. Dennoch lässt sich die Beziehung zwischen China und Afrika nicht wirklich mit der Dependenztheorie erklären.
China schafft zwar Arbeitsplätze, verdrängt aber auch viele lokale Unternehmen vom Markt. – Julius Gabele
Außerdem hat China wenig mit den Ursachen dieser Situation zu tun. Die Wirtschaftsmacht nutzt lediglich die Zustände zu seinem Vorteil. Ausschlaggebend für die wirtschaftlichen Verhältnisse in Afrika ist nach wie vor die Kolonialzeit.
Auch in anderen Punkten unterscheiden sich beide Konstellationen deutlich voneinander. Worin diese Unterschiede bestehen und welche Gemeinsamkeiten es dennoch gibt, das zeigt die Karte der Woche. Über sie hat detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Julius Gabele vom Katapult-Magazin gesprochen.