Krisenpolitik der Europäischen Union: Profitiert am Ende nur Deutschland?

Seit sieben Quartalen steckt Europas Wirtschaft in der Krise. Die Sparmaßnahmen der EU wirken minimal bis gar nicht. Einzig Deutschland scheint gut durch zu kommen. Für wen rechnet sich die Krise?

Heiner Flassbeck 

80 Milliarden Euro. Auf diese Summe ist Andreas Utermann von der Vermögensverwaltung Allianz Global Investors gekommen, als er die möglichen Profite der Europäischen Zentralbank aus der Finanzkrise berechnet hat.

Die Voraussetzung dafür ist, dass alle aufgekauften Staatsanleihen an die EZB zurückgezahlt werden. Ein anscheinend unmögliches Unterfangen, rechnen doch viele Ökonomen damit, dass neben Griechenland auch andere Krisenländer einen Schuldenschnitt benötigen werden – früher oder später.

Wie steht Deutschland da?

Von einem Schuldenschnitt ist Deutschland noch weit entfernt. Dennoch gibt es hierzulande erste Anzeichen für eine Rezession. Das Problem liegt in der EU-Krisenpolitik:

Wenn alle sparen, muss irgendjemand Schulden machen, denn wo sollen die Ersparnisse alle hin? Das ist ein schlichter, einfacher Buchungsfehler. (…) Alle sollen sparen, aber keiner soll sich verschulden. Das ist Milchmädchenökonomie. Das ist gegen die primitivsten Regeln der Buchhaltung und der Logik. – Heiner Flassbeck, Ökonom

Welche Rolle Deutschland hierbei spielt und inwiefern es vielleicht von der Krise profitiert, das haben wir Heiner Flassbeck gefragt. Er war Chef-Volkswirt der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung UNCTAD und analysiert auf seinem Blog flassbeck-economics kritisch die aktuellen Vorgänge in der Wirtschaftspolitik.

Deutschland hat hat die Löhne gesenkt in der Währungsunion, was eigentlich gegen die Regeln war. Dadurch hat Deutschland auf den Exportmärkten große Erfolge gehabt und die anderen sind dementsprechend runtergefallen. – Heiner Flassbeck