Künstliches Leben: Biologen erschaffen Hefe-Chromosom

Internationale Forscher haben ein Hefe-Chromosom nachgebaut. Das klingt für Biologie-Laien nicht sonderlich aufregend, für Forscher ist das bahnbrechend. Schließlich geht es nicht nur um die Möglichkeit, seltene Medikamente herzustellen.

Prof. Dr. Jörn Kalinowski 

Einen „Meilenstein“ nennen es die Forscher, die zum ersten Mal ein Chromosom von Hefe erschaffen haben. Soll heißen: ein Lebewesen mit echtem Zellkern könnte auf diesem Weg entstehen. Die Forschungsergebnisse erschienen gestern im Fachmagazin Science.

Eine internationale Gruppe, bestehend aus achtzig Forschern, war an dem Projekt beteiligt. Sie arbeiten hauptsächlich am Medical Center in New York und der Johns Hopkins University in Baltimore. Gemeinsam haben sie einen Teil des Genomes aus Bäckerhefe – die so genannte „Saccharomyces cerevisia“ – nachgebaut.

Wozu das Ganze?

Chromosomen sind diejenigen Strukturen, auf denen sich die Erbsubstanz DNA befindet. Die Bäckerhefe, an der die Forscher gearbeitet haben, ist ein wichtiger Forschungsorganismus in der biotechnischen Industrie. Er wird eingesetzt, um Medikamente und Chemikalien wie Biotreibstoffe zu produzieren. Die Forscher versuchen jetzt, das komplette Genom des Mikroorganismus nachzubauen. Wenn eine Hefezelle mit komplett synthetisiertem Erbgut erstellt ist, könnte dies bei der Produktion seltener Medikamente helfen.

Wie das funktioniert, darüber haben wir mit Jörn Kalinowski von der Technologieplattform Genomik der Universität Bielefeld gesprochen.

Hefe ist ein besserer Produtionsorganismus als zum Beispiel die Bakterien. – Jörn Kalinowski