Der Interessenverband „Die Familienunternehmer“ beklagt: Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung kümmere sich um Start-ups und Konzerne, vernachlässige aber die mittelständischen Unternehmen. Was fordert der Verbandspräsident Lutz Goebel vom Wirtschaftsminister?
Die deutsche Wirtschaft ist im letzten Jahr um 1,7 Prozent gewachsen. Sie wird es voraussichtlich auch in diesem Jahr tun. Der ifo-Geschäftsklimaindex liegt im Vergleich zu den letzten Jahren trotz aktueller Verluste noch immer auf einem guten Niveau. Dennoch sind deutsche Wirtschaftsverbände skeptisch, was die deutsche Wirtschaftspolitik der Bundesregierung angeht.
Seine Sorgen hat der Interessenverband „Die Familienunternehmer“ sehr deutlich formuliert. In einem Brief an den Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat der Familienunternehmer-Präsident Lutz Goebel geschrieben:
Der German Mittelstand ist zwar in aller Munde, aber vieles wirkt wie eine Marketinginitiative und nicht wie eine Politik mit Substanz. – Lutz Goebel in einem Brief an den Bundeswirtschaftsminister
Die Familienunternehmer kritisieren, dass sich die Bundesregierung um die großen Automobilkonzerne und die kleinen Start-ups kümmere – den Mittelstand dabei aber vergesse.
Trotzdem wünscht sich der Interessenverband keine Subventionsgeschenke für die Mittelständler. Mit Fördermitteln, die „praktisch mit der Gießkanne ausgekippt“ werden, würden Probleme der Wirtschaftspolitik sowieso bloß überdeckt, aber nicht gelöst, so Lutz Goebel.
Die Politiker machen teilweise keine besonders gute Politik für den Mittelstand und anschließend geben sie uns dann Fördermittel, um uns ruhigzustellen. – Lutz Goebel, Verbandspräsident Die Familienunternehmer
Ohnehin sind die äußeren Bedingungen für die deutsche Wirtschaft gerade günstig: Unternehmen profitieren auch bei Krediten von den aktuell niedrigen Zinsen, dazu beflügeln der schwache Euro-Kurs und der niedrige Ölpreis die deutsche Exportwirtschaft.
Aktuell gute Konjunktur täuscht über negative Arbeitsmarkteffekte hinweg. Diese zeigen sich in schlechten Zeiten. https://t.co/uIIm3z22O1
— Familienunternehmer (@FamUnt) 11. Februar 2016
Die gute Konjunktur sei kein Erfolg der deutschen Wirtschaftspolitik, wie der Familienunternehmer-Verband betont. Die Bundesregierung müsse sich unter anderem dringend den Infrastruktur-Themen wie dem Ausbau von Breitbandanschlüssen und Stromtrassen widmen, sich aber beispielsweise auch besonders für kleine Unternehmen um den Bürokratieabbau kümmern.
Über die Kritik an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und Verbesserungsvorschläge des Interessenverbands „Die Familienunternehmer“ hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Verbandspräsident Lutz Goebel gesprochen.
Momentan ist die deutsche Wirtschaft mit drei Drogen gepeppelt: Wir haben einen niedrigen Euro-Kurs, einen tiefen Ölpreis und niedrige Zinsen. Und wenn die drei Dinge vorbei sind, dann wird man sehen, dass es doch nicht so gut läuft, wie immer von der Politik suggeriert wird.Lutz Goebel
Redaktion: Sandro Schroeder