Mittelstand | Geht der Boom der Solo-Handwerker dem Ende entgegen?

Den Hammer an den Nagel hängen?

Die Berufsausbildung im Baugewerbe wird über eine branchenweite Abgabe finanziert. Dort sind besonders viele Ein-Mann-Betriebe gemeldet, die sich ebenfalls beteiligen müssen. Endet damit der Boom der Solo-Handwerker?

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Er kümmert sich selbst um die kleinsten Baustellen im Haushalt, vom tropfenden Wasserhahn bis zur neuen Balkon-Tür: Der Handwerker im Ein-Mann-Betrieb ist schnell zur Stelle und oft sogar günstiger als seine Mitbewerber mit dem größeren Unternehmen. Doch die Solo-Handwerker könnten seltener werden. Grund ist die branchenweite Ausbildungsabgabe.

Ausbildungsabgabe auch für Ein-Mann-Betriebe

Ein Großteil dieser Allround-Handwerker ist im Baugewerbe gemeldet. Dort wird die Ausbildung branchenweit über eine Abgabe finanziert: die Unternehmen zahlen dafür 2,2 Prozent ihrer Bruttolohnsumme an die Sozialkassen der Bauwirtschaft (SoKa Bau).

Jeder Betrieb, der dem Baugewerbe angehört, muss diese Umlage bezahlen und davon profitieren die Betriebe, die selbst ausbilden. – Klaus Müller, Geschäftsführer des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk

Seit dem 1. April 2015 müssen sich auch die Alleinunternehmer daran beteiligen. Mindestens 900 Euro jährlich sind damit für die Ausbildungsabgabe fällig. Mit den Einnahmen konnte die SoKa Bau im Jahr 2014 rund 300 Millionen Euro an die Ausbildungsunternehmen zahlen. Sie finanzieren damit mitunter die Vergütung ihrer Auszubildenden und die überbetrieblichen Ausbildungskosten.

Boom der Solo-Handwerker endet

Heute sind 42 Prozent aller Handwerker solo-selbstständig. Das ergibt eine Rechnung des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk.

Wir waren auch ganz überrascht, als wir diese Zahl berechnet haben. Besonders vor dem Hintergrund, dass es Mitte der 90er-Jahre nur etwa 14 Prozent gewesen sind. – Klaus Müller

Bedeutend höher ist der Anteil noch in den zulassungsfreien Handwerkszweigen, beispielsweise in der Gebäudereinigung (62 Prozent) oder der Maßschneiderei (80 Prozent).

Den Boom der Solo-Handwerker hat die Bundesregierung mit befördert: einerseits durch eine Lockerung der Handwerksordnung im Jahr 2014. Seitdem ist in diesen Bereichen kein Meisterbrief notwendig, um ein Unternehmen zu gründen. Andererseits wurden selbstständige Existenzgründungen mit Zuschüssen gefördert, wie beispielsweise bei der Ich-AG.

Über die Ausbildungsumlage in der Baubranche und den Boom der Solo-Handwerker hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Klaus Müller gesprochen. Er ist Geschäftsführer des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen.

Für viele Handwerker ist die Ausbildungsabgabe ein so hoher Betrag, dass einige überlegen aufzugeben. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Möglichkeiten als abhängig Beschäftigter zu arbeiten, sehr viel besser sind, als vor einigen Jahren.Klaus Müller 

Die Serie Mittelstand gibt es auch als Podcast.


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