Sind Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge eine gute Idee?

Ein Euro. Eine Stunde. Einmal Integration?

Integration durch Arbeit: Dass das funktionieren kann, ist längst bekannt. Doch oft fehlt es an Wissen, an Können oder an Ausbildung. Können Ein-Euro-Jobs dabei helfen, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren? Oder ist das reine Ausbeutung?

Integration durch Zugang zum Arbeitsmarkt: Dieses Konzept hat sich nicht selten bewährt – und es hat in Zeiten von hunderttausenden Geflüchteten in Deutschland womöglich noch mehr an Bedeutung gewonnen. Deutschland steht vor der schwierigen Aufgabe, diesen Menschen eine Perspektive zu schaffen.

Das Ziel ist der erste Arbeitsmarkt, ein Vollzeitjob. Doch der ist für den Großteil der Geflüchteten nur schwer zugänglich. Viele Neuankömmlinge können nicht gut genug lesen und schreiben und brauchen deswegen besondere Förderung.

Helfen könnten sogenannte „Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung“, allgemein bekannt als Ein-Euro-Jobs. Dieser Ansicht sind zumindest die Spitzen der Großen Koalition, die in Zukunft verstärkt solche Jobs für Geflüchtete anbieten wollen.

Doch nicht alle überzeugt dieser Ansatz. Wer für einen Euro pro Stunde arbeitet, wird ausgebeutet, finden Kritiker – und lehnen die Maßnahme aus grundsätzlichen Überlegungen heraus ab.

Ob Ein-Euro-Jobs der Schlüssel zur Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sein können, welche Jobs dafür in Frage kommen und wie das gelingen kann, darüber spricht detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg mit Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen.

Die Ein-Euro-Jobs dürfen keine regulären Jobs ersetzen. Sie sollen nicht Beschäftigte verdrängen. Sie müssen gemeinnützig sein. Sie müssen zusätzlich sein. […] Und sie werden mit 1,05 Euro entgolten, für 20 Arbeitsstunden pro Woche.Professor Dr. Gerhard Bosch 

Hintergrund: Nachgefragt beim Arbeitsministerium

Wir haben beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales einmal nachgefragt. Demnach waren im März 2016 fast 69.000 Personen in „Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung“. Wie sich das über die vergangenen Jahre entwickelt hat, zeigt die Tabelle:

Entwicklung von sog. „Ein-Euro-Jobs“. Quelle: Bundesagentur für Arbeit

 

Beim Arbeitsministerium sieht man die sogenannten „Ein-Euro-Jobs“ als „ein wichtiges Instrument der öffentlich geförderten Beschäftigung, um insbesondere sehr arbeitsmarktferne Personen in ihrer Beschäftigungsfähigkeit zu stärken.“ Dabei gehe es vorrangig darum, Menschen auf dem Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu unterstützen, die hierbei Hilfe benötigen: „Öffentlich geförderte Beschäftigung ist sinnvoll, um Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen an den Arbeitsmarkt heranzuführen und zu stabilisieren.“

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