Play
Ein Küken. Foto: The ultimate attack of cuteness – Episode II ;) | CC BY-NC-SA 2.0 | dogwatcher / flickr.com

Staatsanwälte gegen Tötung männlicher Küken

Vom Eintagsküken zum Zweinutzungshuhn

Millionen von Küken landen jedes Jahr auf einem Fließband, das in den Schredder oder die Gaskammer führt. Der Grund: Die Küken sind männlich, können also keine Eier legen. Gegen dieses massenhafte Töten ermitteln nun die Staatsanwaltschaft. Doch wie sehen die Alternativen für junge Hähne aus?

Hühner lassen sich grob in zwei Züchtungskategorien einteilen: eine Züchtung ist für die Mast, die andere für eine hohe Legeleistung vorgesehen. Während bei den Tieren, die in der Fleischproduktion verwendet wird, das Geschlecht irrelevant ist, sind für die Eierindustrie nur die Hennen interessant.

Männliche Küken – Schredder oder Gaskammer

So kommt es, dass allein in Deutschland jährlich – je nach Schätzung – zwischen 40 und 60 Millionen junge Hähne als Eintagsküken enden. Schon kurz nach ihrer Geburt gelangen sie über ein Fließband und ohne Betäubung direkt in den Tod. Mittel der Wahl sind hier das Schreddern oder die Tötung durch Kohlenstoffdioxid.

Tötung verstößt gegen Tierschutzgesetz

Die Rechtfertigung der Landwirte dafür ist eine rationale. Die Hähne, die aus Legehuhn-Rassen stammen, setzen im Vergleich mit den hochleistungsfähigen Masttieren das Futter viel zu langsam und ineffektiv um. Dieses ökonomische Argument stellt sich hier über das Tierschutzgesetz. Das verbietet aber das Töten von Wirbeltieren „ohne vernünftigen Grund“.

Wenn man das Tierschutzgesetz ganz nüchtern betrachtet, ist das Geschlecht kein Grund ein Küken zu töten. Es muss aber berücksichtigt werden, dass es momentan keine wirklichen Alternativen gibt. – Silke Rautenschlein, Direktorin der Klinik für Geflügel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Das allein ihr Geschlecht über die Existenz der Küken entscheidet, wurde jahrelang von staalichen Stellen toleriert. Doch mittlerweile regt sich vermehrt Widerstand. Bereits 2013 hatte die Tierschutzorganisation Peta Anklage gegen die massenhafte Tötung erhoben, nun geht die Staatsanwaltschaft Münster gegen die Brüterei Brinkschulte vor.

Was wird aus den Hähnen?

Gut möglich also, dass der jahrelange Bruch des Tierschutzgesetzes nun sein Ende findet. Doch was geschieht dann mit den jungen Hähnen, die momentan noch aussortiert werden? Hier sind sowohl die Industrie, Forschung, Politik auf der Suche nach neuen Verwertungsmöglichkeiten – aber auch die Verbraucher sind gefragt.

Eine davon ist die „In Ovo-Geschlechtsbestimmung„, die an der Uni Leipzig entwickelt wird. Hierbei kann nach nur drei Tagen schon festgestellt werden, ob sich im bebrüteten Ei ein Hahn oder eine Henne befinden wird, noch bevor der Embryo ein Schmerzempfinden entwickelt hat und somit frühzeitig aussortiert werden kann.

An einer anderen Alternative arbeitet dem Projekt zum „Zweinutzungshuhn„, an dem auch an der Klinik für Geflügel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover geforscht wird. detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg hat mit der Direktorin der Klinik Silke Rautenschlein über das Schicksal der Eintagsküken und ihre neue Perspektive als Zweinutzungshuhn gesprochen.

Silke Rautenschlein - ist die Direktorin der Klinik für Geflügel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

ist die Direktorin der Klinik für Geflügel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Tierschutz ist nicht nur Sache des Landwirtes und der Wissenschaftler, sondern der Verbraucher muss Tierschutz mittragen.Silke Rautenschlein
Zweinutzungshuhn statt Eintagsküken 05:44

Redaktion: Markus Vorreyer

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen