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Von Berlin nach München in unter vier Stunden – das ist über die neue ICE-Strecke nun möglich. Doch darüber sind nicht alle glücklich. Foto: Mehrhoog Haldern ICE3M 4653 naar Amsterdam | Rob Dammers / flickr.com / CC BY 2.0

Stadtgespräch | Jena vom ICE-Netz abgeschnitten

Kein ICE-Halt im Paradies

Jena ist ab heute bis September vom ICE-Verkehr abgekoppelt. Ab 2017 sollen dann gar keine ICE-Züge mehr in Jena Paradies halten. Die Jenaer können die Entscheidung von Bahn und Landesregierung bis heute nicht verstehen.

ICE-Strecke München-Berlin für Jena eine Katastrophe

Viele Reisende warten auf die neue Schnellverbindung zwischen München und Berlin. Denn ab Januar 2017 soll der ICE für die gesamte Strecke nur noch drei Stunden und 55 Minuten brauchen. Damit werden im Vergleich zur bisherigen Situation mehr als zwei Stunden gespart. Die neue Verbindung ist noch ein Überbleibsel des „Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 8“ und soll Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h ermöglichen. Die Einwohner von Jena allerdings können sich nicht über die Änderungen freuen. Denn seit heute halten dort keine Schnellzüge mehr. Bis September baut die Bahn an der ICE-Strecke und fährt deshalb Jena nicht mehr an. Ab 2017 soll dann der Bahnhof Jena Paradies komplett vom ICE-Netz abgekoppelt werden.

Mehr Zwischenhalte – weniger Komfort für Pendler

Die Jenaer sind sehr enttäuscht davon, dass sie keinen Fernverkehr von der Bahn mehr haben sollen. – Tino Zippel, Redakteur bei der Ostthüringer Zeitung

Zukünftig soll es täglich nur noch zwei Intercity Züge geben, die morgens nach Berlin fahren und zwei, die abends aus Berlin ankommen. Nach Jena pendeln täglich 20.000 Menschen und aus Jena pendeln wiederum gut 10.000 täglich in andere Städte. Beide Pendlergruppen müssen dann neben der längeren Anreisezeit auch eine erheblich größere Anzahl an Zwischenhalten in Kauf nehmen.

Es sind alleine 16 Zwischenhalte bis Leipzig und das heißt, da kann man eigentlich kaum noch im Zug arbeiten, was ja gerade für Berufspendler wichtig ist. – Tino Zippel

Stadt lebt von Wissenschaft und Wirtschaft

Als Universitäts- und Wirtschaftstandort ist die Stadt auch auf eine gute Anbindung an Flughäfen angewiesen. Tino Zippel hält es für fraglich, ob sich Unternehmen künftig an einem Standort ansiedeln, der nicht mehr an den bequemen ICE-Fernverkehr angebunden ist.

Bündnis für Fernverkehr

Besonders das Bündnis „Fernverkehr für Jena“ bemüht sich, die Abkopplung der Stadt zu verhindern. Der Zusammenschluss von Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen, Interessenverbändern und Vertretern der Verwaltung will Jena im Fernverkehrsnetz halten. Ein kleiner Erfolg: Ab 2023 sollen wieder einige Intercity-Züge halten. Jedoch gibt es in anderen Städten Probleme mit den neuen Doppelstock-Zügen und außerdem sind fünf Jahre eine sehr lange Zeit für einen Bahnstandort.

Das Bündnis will erreichen, dass möglichst gar nicht erst eine Unterbrechung im Fernzugbetrieb eintritt. – Tino Zippel

Das Bündnis arbeitet dafür, dass die IC-Züge schon ab 2018 in Jena halten.

detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser hat mit Tino Zippel über die Auswirkungen der ICE-Abkopplung der Stadt und das Bündnis „Fernverkehr für Jena“ gesprochen. Zippel ist Redakteur der Ostthüringer Zeitung.

Tino Zippel - Redakteur der Ostthüringer Zeitung

Redakteur der Ostthüringer Zeitung
Wer sich erst einmal für das Auto entschieden hat, wird vielleicht nie wieder zur Bahn zurückkehren.Tino Zippel
Stadtgespräch | ICE hält nicht mehr in Jena 05:11

Redaktion: Ines Gerber

 

 

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