Stadtgespräch | Volkswagen-Krise in Wolfsburg

Fußball und der Abgasskandal

Mit Wolfsburg verbindet man Volkswagen. Knapp die Hälfte der Einwohner der Stadt ist sogar bei dem Automobilhersteller angestellt. Leiden die Wolfsburger jetzt unter der VW-Krise?

Der Volkswagen-Abgasskandal

Mit den Geschehnissen des 18. September 2015 hat sich wohl einiges in der deutschen Automobilbranche geändert. Es ist der Tag, an dem der Volkswagen-Abgasskandal – auch „Dieselgate“ genannt – in den USA publik gemacht wurde.

Der Skandal drehte sich um illegale Software-Abschaltungen, die in die Dieselmotoren eingebaut wurden. Sie sollten dazu dienen, die US-amerikanischen Abgasnormen zu umgehen. Wie VW selber mitteilte, sind etwa elf Millionen Fahrzeuge mit der falschen Software versehen.

Für die meisten VW-Nutzer war das zunächst kein Problem. Doch ein zweiter Betrugsfall folgte: Der Automobilhersteller machte auch Falschangaben bei den CO2-Werten.

Volkswagen bekannte sich bisher schon vor einem US-amerikanischen Gericht schuldig. Nun bekommen Autofahrer Schadensersatzleistungen von bis zu 5.000 Dollar. Ein deutsches Urteil dazu steht noch aus. Insgesamt rechnet VW mit mehr als 20 Milliarden Euro, die alleine in den USA gezahlt werden müssen.

Krise in Wolfsburg?

Die Marke Volkswagen steht in enger Verbindung zur Stadt Wolfsburg. Wurde die Stadt 1938 doch nur für das Werk des Automobilherstellers gegründet. Mittlerweile ist sie mit knapp 125.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Niedersachsens. Mehr als die Hälfte der Wolfsburger arbeitet für VW.

Doch auch an der VW-Festung Wolfsburg geht der Abgasskandal nicht spurlos vorbei. Weltweit will der Autokonzern knapp 30.000 Stellen streichen, davon 23.000 alleine in Deutschland. Die Stammbelegschaft jedoch soll ihre Jobs sicher behalten.

Nicht nur die Bewohner von Wolfsburg müssen mit den Folgen des Skandals zurechtkommen. Auch die Stadt selbst hat finanzielle Einbußen. Denn die Einnahmen durch die Gewerbesteuer sind um 80 Prozent eingebrochen.

Der VfL als großer Verlierer

Wenn man es so will, ist beim VfL Wolfsburg zurzeit eine sportliche Krise. Und die passt Eins zu Eins zu der Abgaskrise von VW. – Dirk Borth, Journalist in Wolfsburg

Auch der seit 2007 VW-eigene Fußballverein VfL Wolfsburg leidet unter den finanziellen Einbußen des Sponsors. Bisher konnte der Verein mit 100 Millionen Euro vom Automobilhersteller rechnen. Kommende Saison soll der Etat um 20 bis 25 Millionen Euro sinken, weiß Dirk Borth von der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert berichtet er, welche Stimmung zurzeit in Wolfsburg herrscht.

Grundsätzlich ist es so, dass die Wolfsburger zu ihrem Arbeitgeber stehen. Das ist schließlich ihre Lebensgrundlage.Dirk Borth 

Redaktion: Conny Poltersdorf