Stellenabbau bei Siemens

Zieht die Zukunft wieder aus?

Krisenstimmung beim deutschen Traditionsunternehmen. Siemens Vorstandschef Joe Kaeser baut den Konzern um. Dabei werden viele Arbeitsplätze abgebaut. Warum fällt der ehemalige deutsche Vorzeige-Konzern zurück? Wer hat Schuld an der Schieflage des Technologieunternehmens?

Erfurt, Görlitz, Mülheim und Berlin: Wo das Unternehmen Siemens Energietechnik fertigt, herrscht Krisenstimmung. Siemens Vorstandschef Joe Kaeser baut den Konzern um. Das heißt, Stellen werden eingespart. Viele Stellen. Das Münchner Traditionsunternehmen will weltweit 9.000 Stellen streichen. Die Energiesparte ist davon besonders betroffen. Allein in Deutschland sollen insgesamt 5.100 Arbeitsplätze wegfallen.

Unvermeidlich, aber sozialverträglich?

Kaeser baut seit Mai 2014 das Unternehmen massiv um:  Ganze Unternehmensteile werden aufgelöst, der Vorstand abermals umgebaut und nun fallen auch zahlreiche Stellen weg. Kaeser sagt, er wolle den Abbau überlegt und sozialverträglich gestalten. Die Entlassungen seien aber unvermeidlich. Die neuen Verhältnisse auf dem Turbinenmarkt lassen dem Unternehmen laut dem Vorstandschef keine andere Wahl.

Krisengrund: Energiewende?

Der einstige Vorzeige-Konzern Deutschlands steckt in der Krise. Schuld ist nach Meinung der Konzernspitze vor allem die Politik von Bundeskanzlerin Merkel. Die Energiewende habe fossile Kraftwerke unwirtschaftlich gemacht und die Nachfrage nach Turbinen für Gaskraftwerke einbrechen lassen. Auch in den anderen europäischen Staaten ist der Bedarf in Folge des geringen Wachstums gesunken.

Möglicherweise hat Siemens aber auch einfach Trends verschlafen und den Anschluss im internationalen Wettbewerb verloren. So hat zuletzt der amerikanische Konkurrent General Electric dem Münchner Technologiekonzern einige Aufträge in Deutschland weggeschnappt. Entscheidender Grund ist die geringere Leistungsfähigkeit der Gasturbinen von Siemens gewesen. Also ein hausgemachtes Problem?

Kaeser rechtfertigt mit Investitionen

Kaeser weist auf die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland hin. 2,5 Milliarden Euro werden dafür im aktuellen Jahr investiert. Darüber hinaus fließen 700 Millionen Euro in deutsche Fabriken. Gewerkschaften verweisen hingegen auf den Rekorddeal in Ägyten.  Für rund acht Milliarden Euro baut Siemens dort Gasturbinen. Der größte Einzelauftrag in der Konzerngeschichte.

Mit einem bundesweiten Aktionstag gegen den Stellenabbau stellt sich die IG-Metall heute gegen die Pläne des Siemens-Vorstandes. Ob der Stellenabbau schon beschlossene Sache ist oder noch umgestoßen werden kann, haben wir mit Matthias Kamp besprochen.  Er ist Korrespondent der Wirtschaftswoche in München und zuständig für Unternehmensbeobachtungen. Mit ihm hat Teresa Nehm über die Schieflage des deutschen Vorzeige-Konzerns gesprochen.

Der Stellenabbau ist beschlossene Sache. Die Frage ist eher, ob der bisher angekündigte Abbau das Ende der Fahnenstange ist.Matthias Kamp 

Redaktion: Julia Jirmann