Was wichtig wird | Abrechnungsbetrug? Die Krankenkassen in der Kritik

Krank? Kränker! Abzocke im großen Stil

Der Vorwurf wiegt schwer: Krankenkassen sollen Patienten kränker erscheinen lassen, als sie sind. Das alles, damit sie mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds abstauben können. Auch Ärzte sollen daran beteiligt sein. Was ist dran an diesen Gerüchten? Die Wirtschaftswoche hat recherchiert.

Alte Geschichte, neuer Verdacht

Bereits im vergangenen Jahr wurde der Skandal um die fragwürdigen Abrechnungsmethoden der Krankenkassen publik gemacht. Schon damals hat dieses Vorgehen nur wenige überrascht, denn so einige Punkte sind im Gesundheitswesen intransparent. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum sich die Aufklärung des Skandals so schwierig gestaltet.

Bekannt sind einzelne Verdachtsfälle, wie der der AOK Rheinland/Hamburg. Das Bundesversicherungsamt hatte der Kasse vorgeworfen, Ärzte ermutigt zu haben, Patienten auf dem Papier kränker einzustufen, als sie es tatsächlich sind. Die Kasse bestritt das zwar, akzeptierte aber eine hohe Zahlung: sieben Millionen Euro flossen zurück an den Gesundheitsfonds.

Ob das wirklich ein Einzelfall ist, ob andere Kassen diese Praxis betreiben, wie groß das Problem ist – so ganz genau weiß das keiner. Die Debatte aber wude erneut ins Rollen gebracht durch ein Interview mit dem Chef der Techniker-Krankenkasse (TK). Jens Baas hatte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärt, dass andere Krankenkasse diese Methode nutzen – es soll sogar einen Wettbewerb unter den Kassen geben. Die AOK attackierte Baas für seine Aussagen.

Phantomversicherte bei den Krankenkassen?

Neben falschen Folgediagnosen oder übertriebenen Erstbefunden sollen wohl auch Patienten abgerechnet worden sein, die überhaupt nicht mehr versichert sind. Das bezieht sich vor allem auf Gast- oder Leiharbeiter. Für die Aufenthaltszeit in Deutschland müssen sich diese hier versichern. Gehen sie allerdings in ihre Heimat zurück, sind die Versicherer verpflichtet, das zu prüfen und denjenigen gegebenenfalls als Versicherten abzumelden. Das passiert wohl nicht immer. Auch hier gibt es eine Dunkelziffer, die es gilt, zu prüfen.

Fehlende Kontrolle

2016 standen die Landesaufsichten in der Kritik, zu lasche Kontrollen bei den Kassen durchzuführen. Letztlich verantwortlich für die Überwachung ist das Bundesversicherungsamt. Doch ganz offenbar kommen die Behörden mit einer effektiven, stichhaltigen Überprüfung nicht hinterher.

Der WirtschaftsWoche liegt nun exklusives Material vor, das den Verdacht erneut befeuert. Was also ist dran? Über mögliche kriminelle Machenschaften bei den Krankenkassen spricht detektor.fm-Moderatorin Carina Fron  mit Jaqueline Goebel von der WirtschaftsWoche.


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Redaktion