Was wichtig wird | Razzia bei Volkswagen

Verdacht auf Marktmanipulation

Falsche Verbrauchsangaben und CO2-Werte? Die Staatsanwaltschaft Braunschweig verdächtigt Volkswagen, Anleger und Öffentlichkeit über die wahren Ausmaße des Abgasskandals getäuscht zu haben. Die Hintergründe erklärt Martin Seiwert von der Wirtschaftswoche.

Möglicherweise falsche Verbrauchswerte und damit auch falsche CO2-Angaben bei Serienfahrzeugen haben zu einer Razzia bei Volkswagen geführt.

Papiere und Daten beschlagnahmt

Geprüft werde der Anfangsverdacht, dass eine von VW am 9. Dezember 2015 herausgegebene Adhoc-Mitteilung „objektiv inhaltlich falsch gewesen“ sei, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Magazin WirtschaftsWoche. Eine Adhoc-Mitteilung ist eine unverzügliche Veröffentlichung von Informationen, die den Börsenkurs erheblich beeinflussen könnten.

Zwei Milliarden Euro Risiko

Die für Anleger und den Börsenkurs relevante Mitteilung hatte Volkswagen mit der Überschrift „CO2-Thematik weitgehend abgeschlossen“ versehen. Damit hatte der Konzern eine zuvor veröffentlichte Adhoc-Meldung vom 3. November 2015 revidiert. In dieser hatte der Konzern gemeldet, bei der Bestimmung des CO2-Wertes für die Typ-Zulassung von Fahrzeugen sei es „zu nicht erklärbaren Werten gekommen“. Rund 800.000 Fahrzeuge des VW-Konzerns sollten ursprünglich betroffen sein, die wirtschaftlichen Risiken wurden auf rund zwei Milliarden Euro beziffert.

Angeblich nur noch 36.000 Fahrzeuge betroffen

Doch rund fünf Wochen später teilte VW in der Adhoc-Mitteilung vom 9. Dezember 2015 mit, dass die Aufklärung dazu weitgehend abgeschlossen sei. „Nach umfassenden internen Prüfungen und Messkontrollen ist nun klar, dass fast alle diese Modellvarianten doch den ursprünglich festgestellten CO2-Werten entsprechen“, hieß es darin. Der „Verdacht auf rechtswidrige Veränderung der Verbrauchsangaben von aktuellen Serienfahrzeugen“ habe sich nicht bestätigt. Bei den internen Nachmessungen seien nur noch bei neun Modellvarianten der Marke Volkswagen leichte Abweichungen festgestellt worden. Betroffen seien nicht mehr 800.000 Fahrzeuge, sondern nur noch 36.000. Die Staatsanwaltschaft zweifelt diese zweite Adhoc-Mitteilung nun an und beruft sich dabei auf eigene Ermittlungen. Nun will die Staatsanwaltschaft ermitteln ob und wer von den Handelnden „die objektive Unrichtigkeit der Mitteilung kannte oder diese eindeutig hätte erkennen können“.

Die Hintergründe rund um die möglicherweise falschen Verbrauchswerte und CO2-Werte erläutert Wirtschaftswoche-Redakteur Martin Seiwert im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Claudius Nießen.


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Redaktion