Was wichtig wird | Wieso die Wirtschaft mit den Azubis hadert

Probleme mit den Grundrechenarten

Lesen, rechnen, schreiben – das sollte man schon irgendwie anständig hinbekommen, wenn man mit der Schule fertig ist. Aber deutsche Unternehmen beklagen sich, dass immer mehr Auszubildende bei diesen grundlegenden Kenntnissen ganz schön ins Schwimmen kommen. Was ist da los?

Wie viele Liter passen in den Eimer?

Viele Ausbilder in technischen Betrieben müssen mittlerweile Nachhilfelehrer spielen. Sie bieten Schulungen an, weil die Allgemeinbildung der Azubis so schlecht ist wie lange nicht. Das hat Marc Etzold von einigen Unternehmen erfahren:

„Sie können einfache Flächen nicht berechnen. Sie wissen nicht, wie viel Liter in einen ganz normalen Wischeimer gehören. Es fehlen ganz normale technische Grundlagen. Aber es gibt eben auch noch Probleme mit der Rechtschreibung und dem Lesen. Da sind gewisse Fähigkeiten nicht mehr so ausgeprägt, wie sie mal waren.“ – Marc Etzold, Wirtschaftswoche

Gute Schulbildung, schlechte Azubis – ein Paradoxon?

Seltsam dabei ist: Eigentlich geht es seit Jahren aufwärts mit der Schulbildung. Nach dem großen Pisa-Schock vor gut 15 Jahren hat sich einiges verändert. Damals lag Deutschland noch überall unter dem Durchschnitt. Heute befindet sich die Bundesrepublik im internationalen PISA-Vergleich im vorderen Drittel. Warum werden dann die Kenntnisse der Auszubildenden immer schlechter?

„Die deutschen Schüler werden besser. Aber die, die besser werden, verlieren danach die Lust an Fächern wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das ist ein Effekt, den wir uns nicht wirklich leisten können.“ – Marc Etzold, Wirtschaftswoche

Und wer die Lust an diesen Fächern verliert, der sucht sich wohl auch keinen technischen Beruf.

Appel an die Bildungspolitik

Neue Ideen in der Bildungspolitik müssen her. Solche, bei denen die Schüler eigenständig lernen wollen. Werden sie dazu gezwungen, verlieren sie scheinbar die Lust. Egal wie gut sie in der Schule abschneiden. Ein Beispiel wie es anders geht, hat Marc Etzold in der Evangelischen Schule Berlin Zentrum gefunden. Dort gibt es keinen Frontalunterricht. Die Schüler erarbeiten sich die Themen in ihrem eigenen Tempo.

„Das führt dann dazu, dass Lehrer morgens gar nicht so genau wissen, wie viele Schüler heute zu ihnen kommen. Denn die Schüler können selber wählen, was sie machen und manche sagen: Ich gehe heute in ein Lernbüro und nicht zum Unterricht. Und da machen sie Mathematik , Englisch oder Deutsch und da lernen sie in ihrem eigenen Tempo.“ – Marc Etzold, Wirtschaftswoche

Es gibt Konzepte. Man muss sie nur in der Breite umsetzen.

Redaktion und Moderation: Jakob Bauer


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