Zahlen, bitte! | Die Handelspartner der Türkei

Herr Erdogan, wer hängt hier von wem ab?

Spätestens seitdem das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei in Kraft ist, wird deutlich: Um die eigenen Interessen durchzusetzen, ist die EU, und auch Deutschland, von der Türkei abhängig. Dafür nehmen sie, Stichwort Pressefreiheit, einiges in Kauf. Doch wie sieht es im Bereich der Wirtschaft aus? Hat Deutschland mit seiner Wirtschaftskraft nicht etwas gegen die Türkei in der Hand?

Immer montags wollen wir einer gefühlten Wahrheit mal eine reale Wahrheit gegenüberstellen. Wir nehmen uns Zahlen und Fakten vor, und die kommen von „Katapult“, dem Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft. Heute: die Handelspartner der Türkei.

Außenhandelsdefizit und Beziehung zu Russland

Die Wirtschaft der Türkei boomt nicht gerade. Im Gegensatz zu Deutschland, das einen Exportüberschuss mit sich herumträgt, steht in der Wirtschaftsbilanz der Türkei ein Außenhandelsdefizit. Das bedeutet: Es werden mehr ausländische Waren in die Türkei importiert, als türkische ins Ausland verkauft.

Als Lieferant von Waren für die Türkei steht Russland an erster Stelle, zumindest nach den aktuellsten Zahlen (von 2013). Hauptimport der Türkei ist demnach Erdgas. Noch vor kurzem hat Putin sogar mit dem Errichten einer neuen Pipeline die Türkei zum neuen Gasumschlagplatz für Russland machen wollen.

Nachdem aber die Türkei im letzten Jahr einen russischen Jet im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen hat, wurde das Projekt auf Eis gelegt. Der Konflikt zwischen den beiden Staaten wird sich wohl auch auf die Handelszahlen der nächsten Jahre auswirken.

Deutschland als Handelspartner

Deutschland ist sowohl im Import als auch im Export ein wichtiger Partner der Türkei. Betrachtet man das gesamte Handelsvolumen, also die Summe aus Importen und Exporten, ist Deutschland sogar der wichtigste Partner. Aus der Türkei importiert die Bundesrepublik hauptsächlich Kleidung und Maschinen, aber auch Teile für die Herstellung von Autos.

Auch wenn die Türkei also auf die Importe aus Deutschland angewiesen ist – sie machen immerhin 9 Prozent der Gesamtimporte aus – stellt das kein Druckmittel für Deutschland dar. Die beiden Staaten sind wirtschaftlich eng miteinander verwoben, einer braucht nach aktuellem Stand den andere. Das zeigen die Zahlen vom „Katapult Magazin“.


 

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