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Schlittert China in die Krise?

Bevölkerungsrückgang, Corona-Boom und Wirtschaftsdelle: China steht vor mehreren Herausforderungen. Wie geht das Land damit um?

Chinas Herausforderungen

Zuerst die großen Protestwellen Ende November, die hohen Corona-Fallzahlen und nun das sinkende Wirtschaftswachstum: China steht vor einigen Herausforderungen. Im Dezember lockerte das Land seine strikte Null-Covid-Politik und Anfang Januar öffnete die Volksrepublik ihre Grenzen wieder. Auch inländische Reisen steigen wieder an. Anlässlich des Chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar konnten nach drei Jahren zum ersten Mal wieder Verwandte besucht werden. Das Chinesische Neujahr ist der wichtigste chinesische Feiertag. Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass die vielen Reisen während des Festes die hohen Infektionszahlen noch befeuern könnten. Zwar werden keine offiziellen Zahlen von der Regierung veröffentlicht. Doch der in London ansässige Datenverarbeiter Airfinity hat vor dem Fest geschätzt, dass die Fallzahlen auf bis zu 4,8 Millionen Neuinfektionen pro Tag steigen könnten. Die Zahlen der Verstorbenen schätzen sie auf 36.000 Tote pro Tag und sollen damit ihren Höchststand erreichen.

Now there are no simple solutions left, so the government has to make some difficult decisions.

Vincent Brussee, Mercator Institute for China Studies

Foto: Marco Urban/merics

Peking kämpft mit Negativtrends

Nach den strikten Corona-Regelungen treffen nun die hohen Fallzahlen die chinesische Wirtschaft, die mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hat: Nach Angaben der Volksrepublik verfehlte China vergangenes Jahr sein Wirtschaftsziel um mehr als zwei Prozent. Nur drei Prozent Steigerung des Jahreswachstums wurden verzeichnet. Dabei war das jahrelang das Aushängeschild Chinas. Zwischen 1990 und 2010 wuchs die Ökonomie jährlich um 10 Prozent. Neben schwachen Exporten seien aktuell auch eine schwere Immobilienkrise und eine hohe Verschuldung Grund für die Abnahme. Zusätzlich kämpft China mit einer alternden Bevölkerung. Vergangene Woche meldete das Land zum ersten Mal seit 1961 einen Rückgang der Bevölkerung. Der Rückgang der arbeitsfähigen Bevölkerung begünstigt das Schwächeln der Wirtschaft.

Jetzt ist die Frage, wie viele Corona-Wellen kommen noch? Wie hält es das Land aus und wie löst es seine strukturellen Probleme?

Jens Hildebrandt, Delegierter der deutschen Wirtschaft in Peking, Geschäftsführer der deutschen Handelskammer China

Foto: Stefanie Thiedig 由甲, Kulturgut 文化财富

Schlittert China durch all die Baustellen in die Krise? Wie Chinas Regierung mit den Herausforderungen umgehen wird, bespricht detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit China-Experten Vincent Brussee. Er ist Analyst beim Mercator Institute for China Studies. Wie sich Chinas Wirtschaft entwickeln wird, erklärt uns Jens Hildebrandt. Er ist Delegierter der deutschen Wirtschaft in Peking und dortiger Geschäftsführer der deutschen Handelskammer.