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Sollte der Staat die Deutsche Bahn zerschlagen?

Mit dem Zug quer durchs Land: Ohne die Deutsche Bahn kaum vorstellbar. An ihrer Vormachtstellung könnte in Zukunft aber ordentlich gerüttelt werden. Die Monopolkommission schlägt vor, das Unternehmen in zwei unabhängige Teile aufzuspalten.

Die Deutsche Bahn zerschlagen? Was im ersten Moment vielleicht etwas brutal klingt, bedeutet im Wesentlichen, dass Netz und Fahrbetrieb bei der Deutschen Bahn AG in Zukunft womöglich voneinander getrennt werden könnten.

Monopolkommission für Zerschlagung

Der Vorschlag kommt von der Monopolkommission, die die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen berät. Neu ist die Überlegung allerdings nicht. Seit den 90er Jahren wird immer wieder darüber diskutiert. Wenn es nach der Monopolkommission ginge, gäbe es auf der einen Seite bald die Deutsche Bahn, die weiterhin den Passagier- und Gütertransport organisiert und Züge betreibt. Auf der anderen Seite davon gäbe es eine unabhängige Gesellschaft, die für das Schienennetz verantwortlich ist, es instand hält und ausbaut. Damit soll laut Kommission der Wettbewerb im Schienenverkehr gefördert werden.

Die Hoffnung wäre eben auch, dass wir mehr Effizienz in der Bewirtschaftung der Infrastruktur haben. Und der Bund hätte den Vorteil, dass er viel einfacher mehr Geld für die Infrastruktur zur Verfügung stellen kann.

Verkehrsökonom Christian Böttger

Foto: HTW Berlin

Meinungen gehen weit auseinander

In den Koalitionsverhandlungen sprechen sich Grüne und FDP für die Zerschlagung aus, die SPD bleibt bis jetzt kritisch. Und abseits der Verhandlungen? Die Lokführergesellschaft GDL ist für einen grundlegenden Neuanfang der Bahnpolitik. Und auch die Verbraucherzentrale fordert das Ende der Monopolstellung der Deutschen Bahn AG. Private Konkurrenten wie Mitglieder des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen erhoffen sich von neutraleren Dienstleistern einen faireren Wettbewerb. Dem gegenüber steht zum Beispiel die Eisenbahngewerkschaft EVG. Sie befürchtet einen komplizierten, langen Trennungsprozess, der viele Arbeitsplätze kostet und Lohneinbußen nach sich zieht.

Das große Problem dabei ist, dass auf den vielbefahrenen Strecken, dann die Deutsche Bahn nicht mehr so viel Geld verdienen könnte. Und das Geld fehlt dann, um die Strecken zu betreiben, die nicht so lukrativ sind.

Bernhard Knierim vom Aktionsbündnis "Bahn für Alle"

Foto: Wolfgang Rüter

detektor.fm-Moderator Yannic Köhler spricht mit Bernhard Knierim vom Aktionsbündnis „Bahn für alle“ und mit Verkehrsökonom Christian Böttger über das Für und Wider der Zerschlagung der Bahn. Er wirft mit ihnen außerdem einen Blick auf andere Systeme im europäischen Ausland.