Ach, Mensch! | Luisa Piart

Wie viel Freiheit haben Seeleute, Luisa Piart?

Die Nase im Wind, die Sonne auf der Haut, der Blick in die Ferne. Seefahrer gelten oft als freiheitsliebende Helden. Was ist da dran, Luisa Piart?

Die Freiheit der Seeleute

Zur See zu fahren ist nicht erst mit der Filmreihe „Fluch der Karibik“ zum Inbegriff der Freiheit geworden. Weit draußen, wo es vermeintlich keine Regeln und Gesetze gibt und alle Konflikte innerhalb der Crew ausgetragen werden. Die Realität sieht aber so aus, dass Schifffahrt vor allem mit Entbehrungen verbunden ist. Die haben sich in der Corona-Krise noch einmal verschärft.

Die Leute durften sich während der Pandemie im Vergleich zu uns bewegen, von einem Hafen zum anderen. Das ist auch eine Art Freiheit. Trotzdem konnten die Seeleute oft auch nicht nach Hause fliegen, weil die Grenzen zu waren.

Luisa Piart, Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung

Aber schon vorher war nicht alles in Ordnung mit Blick auf die Arbeitsbedingungen. Entscheidend dafür ist, unter welcher Flagge ein Schiff unterwegs ist. Schiffe unter deutscher Flagge sind deutsches Hoheitsgebiet, auf ihnen gilt deutsches Recht. Deshalb tragen viele deutsche Handelsschiffe die Flaggen von Panama, Liberia oder der Marshall-Inseln – Länder, in denen es weniger Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt.

Freiheit und Entbehrungen in der Schifffahrt

Luisa Piart begleitet für ihre Forschung immer wieder Menschen, die zur See fahren. Ihre Forschung hat sie unter anderem nach Panama geführt, nach Usbekistan und in die Türkei. Am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung untersucht sie die Arbeitsbedingungen auf Schiffen. Dort gelten oft nur die Mindeststandards, die durch Überstunden und andere Umstände aber auch regelmäßig unterschritten werden.

In dieser Folge „Ach, Mensch!“ spricht Luisa Piart mit detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann über die Freiheit auf See, Ausbeutung und warum auch die beste Familienpolitik keinen Kinderwunsch herbeizaubern kann.

Redaktion