Ach, Mensch! | Stefan Gruber über europäische Migration

Zahlt sich Migration in Europa aus?

Goodbye Deutschland ist eine Doku-Soap, die Menschen bei ihren Auswanderungsplänen begleitet. Die Teilnehmenden erhoffen sich neben einem Abenteuer oft ein zufriedeneres Leben. Was aber sagen wissenschaftliche Forschungsdaten dazu: Zahlt sich Migration aus? 

Migration erfolgt natürlich nicht immer freiwillig. Das wissen wir nicht erst seit der großen Fluchtbewegung 2015/16 oder dem Krieg in der Ukraine. Seit Jahrtausenden verlassen Menschen ihre Heimat aus verschiedenen Gründen, meistens aber mit dem Ziel, in dem neuen Land ein besseres Leben zu führen. Ob Migrantinnen und Migranten dieses Ziel wirklich erreichen, wird unter anderem am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München erforscht.

Migration hat sich langfristig ausgezahlt

Die Langzeitaspekte der Migration sind aufgrund einer großen Datenlage gut zu untersuchen. Die „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“ (SHARE), hat bereits über 530 000 Interviews mit über 140 000 Befragten in Europa geführt. Obwohl es nicht spezifisch um Migrationsaspekte geht, können über Menschen Informationen erhoben werden, die vor 30 oder mehr Jahren ihr Heimatland verlassen haben. Die Forschung untersucht dabei Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit. Die kurzfristigen Emotionen (Freude, Vergnügen, Glücksmomente) werden über die hedonistischen Aspekte des Wohlbefindens abgefragt. Zu den eudämonistischen Aspekten zählen langfristige Ziele, etwa, wie wichtig ein erfülltes Leben ist.

Wenn man Migrant:innen mit nicht-migrierten Personen des Herkunftslandes vergleicht, haben sie ein höheres Einkommen. Ökonomisch kann man sagen, die Migrationsentscheidung hat sich gelohnt.

Stefan Gruber, Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik

Foto: Laura Schanz

Die Daten zeigen, dass sich für viele Migrantinnen und Migranten die innereuropäische Migration sowohl ökonomisch als auch psychisch gelohnt hat, sagt Stefan Gruber vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik.

Keine Erfolgsgarantie

Die Ergebnisse beziehen sich nur auf Migrationsbewegungen innerhalb Europas, also innerhalb eines ähnlichen Kulturraums. Migrieren Menschen in eine andere Kultur, kann dies zunächst Stress auslösen und damit eine negative Erfahrung hervorrufen. In der Studie habe sich, laut Gruber, auch gezeigt, dass die Integrationspolitik eines Landes maßgeblich zum Erfolg beiträgt.

Wie man die Zufriedenheit von migrierten Menschen erfasst und warum sich Migration in Europa auszahlt, darüber spricht detektor.fm-Redakteurin Aileen Wrozyna mit Stefan Gruber. Er forscht zur innereuropäischen Migration am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München.