Blindenfußball: Nationalmannschaft im Studio

Jungs mit Rasselball

„Du spielst ja wie ein Blinder“, heißt es oft beim Fußball. Schaut man sich die Spiele der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft an, müsste das als Lob verstanden werden. Vor dem Nations-Cup gegen Japan sind sie bei uns zu Besuch gewesen.

Wenn beim Blindenfußball der Anpfiff ertönt, kann man eine Stecknadel fallen hören. Absolute Ruhe ist beim Publikum angesagt, denn die Spieler orientieren sich mit ihren Ohren. Jeweils vier blinde Feldspieler treten auf jeder Seite gegeneinander an. Die Spieler tragen Dunkelbrillen, damit alle auf dem gleichen Level sind, denn nicht jeder Spieler ist vollständig erblindet.

Hinzu kommt ein „normal“ sehender Torwart. Neben dem Abwehren von Schüssen ist es seine Aufgabe, die Defensive seines Teams zu organisieren. Die Kommandos darf er seinen Spielern allerdings nur geben, wenn sich der Ball im Drittel vor dem eigenen Tor befindet.

Der Vorteil der Sehfähigkeit des Keepers wird durch seinen Torraum wieder eingeschränkt. Denn der Torwart darf den eigenen Torraum weder bei Abwehraktionen noch beim Abwurf verlassen. Der Rest des Spielfelds gehört also den blinden Spielern. Durch kleine Rasseln im Ball wissen die Spieler stets, wo dieser sich gerade befindet.

Blindenfußball ist schneller als man denkt

Dabei sind Pässe über 20 oder 30 Meter nicht selten. Vieles geht den Spielern überraschend leicht vom Fuß, wie zum Beispiel das Dribbling: Der Ball wird zwischen den beiden Füßen hin und her gespielt, Pendeln nennt man diese Technik. Mit dieser Dribbelart können die Spieler den Ball nah am Fuß führen, ohne ihn zu verlieren.

So kommt es häufig vor, dass ein guter Offensivspieler zwei oder drei Verteidiger aussteigen lässt, bevor er den Ball im Tor unterbringt. Doch nicht jedes Dribbling gelingt, denn die Verteidiger gehen in der Regel mit reichlich Härte zu Werke. Dennoch wundert sich ein durchschnittlicher Bundesliga-Fan durchaus, wie selten Spieler beim Blindenfußball liegen bleiben oder versuchen, ein Foul zu schinden.

Nations Cup gegen Japan

Die oft zitierte „internationale Härte“ wird an diesem Wochenende auch in Leipzig zu sehen sein. Dort spielt die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft gegen das Team aus Japan. Dabei gibt es auch eine Premiere zu feiern: Erstmals tritt neben der A-Mannschaft auch ein U-21-Team des DFB an. Leider muss das Turnier jedoch ohne einen Fußballklassiker auskommen. Das englische Team hat wegen des Lufthansa-Streiks kurzfristig abgesagt.

Vor ihrem ersten Spiel am Freitag ist die Nationalmannschaft noch bei detektor.fm im Studio zu Besuch gewesen. Verteidiger Robert Matthies und Teammanager Rolf Husmann haben detektor.fm-Moderator Christian Eichler erklärt, woher die Spieler überhaupt wissen, wo das Tor steht, und warum blind nicht gleich blind ist.

Grundsätzlich kann ich nach meiner Einschätzung sagen, dass Blindenfußball härter, einsatzfreudiger und kampfstärker als der normale Fußball ist. – Rolf HusmannVerteidiger Robert Matthies und Teammanager Rolf Husmann (rechts) 

Redaktion: Joachim Plingen

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