Japan erlaubt Hybride aus Mensch und Tier

Die Geburt der Chimära?

Schon lange experimentieren Wissenschaftler mit menschlichen Zellen, die in Tieren gezüchtet werden. Damit sollen unter anderem Organspenden ermöglicht werden. Nun erlaubt Japan erstmals, dass die Mischwesen aus Mensch und Tier auch zur Welt gebracht werden.

Allein in Deutschland warten knapp 10.000 Menschen auf eine Organtransplantation von einem Spender. Aber nicht alle werden das benötigte Organ erhalten. Wissenschaftler suchen deshalb nach Alternativen zur menschlichen Organspende.

Ersatzorgane für Menschen

Eine Möglichkeit ist das Züchten von menschlichen Zellen und Organen in Tieren. Dabei werden tierischen Embryonen menschliche Stammzellen injiziert, die deren fehlende Organe nachbilden. Experimente dieser Art hat es auch schon gegeben – bisher allerdings nur mit Tierembryonen, die nach 14 Tagen getötet werden mussten. Nun hat der japanische Wissenschaftler Hiromitsu Nakauchi die Erlaubnis erhalten, die Chimären aus Mensch und Tier auch austragen zu lassen.

Bei diesem Chimären-Ansatz muss man im Prinzip für jedes Organ a priori beginnen, man muss sozusagen einen Embryo injizieren. Man wird unterschiedliche Gerade vom Chimärismus erhalten. Und auf diese Weise, denke ich, ist es sehr schwierig eine ausreichende Zahl von Organen von zuverlässiger Qualität bereitzustellen.Eckhard Wolf 

Wissenschaft vs. Ethik

Neben der Frage nach dem wissenschaftlichen Nutzen wirft diese neue Möglichkeit aber auch andere Fragen auf. Zum einen, inwieweit solche Verfahren überhaupt ethisch vertretbar sind, zum anderen aber auch, welche Konsequenzen die Verbindung von Mensch und Tier hat. So befürchten einige Kritiker, dass menschliche Zellen auch in das Gehirn des Tieres wandern und dort ein menschliches Bewusstsein entstehen lassen könnten.

Wenn es darum geht, Menschen zu retten, die sterben würden, dann finde ich das ethisch durchaus gerechtfertigt. – Eckhard Wolf, Professor für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Ob diese Sorge berechtigt ist, inwieweit solche Hybriden überhaupt lebensfähig sind und welche anderen Möglichkeiten es gibt, Organe zu züchten, darüber hat detektor.fm-Redakteurin Lara-Lena Goedde mit Eckhard Wolf gesprochen. Er ist Professor für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.