Das Jury-System in den USA

Die Jury bei Gericht: Veraltet oder Schutz vor Behördenwillkür?

Das Jury-System dominiert die Prozesse an amerikanischen Strafgerichten. Nur unvoreingenommene Bürger kommen in Frage. Um auf 12 Geschworene zu kommen, muss die Auswahl teilweise unter hunderten, manchmal auch unwilligen Bürgern vorgenommen werden. Ist das noch zeitgemäß?

Der Prozess für den Aurora-Attentäter James Eagan Holmes sorgt beim zuständigen Gericht für Arbeit, lange bevor er angefangen hat. Die Beamten müssen eine Jury finden – und sind dabei ihrerseits Jury eines komplexen Castings, welches im Endeffekt über Leben oder Tod entscheiden wird. Es geht um die Auswahl der Geschworenen im Holmes-Prozess.

9.000 mögliche Jury-Kandidaten

Aus jedem 50. erwachsenen Bürger der Region bildete sich die Gruppe von 9.000 Jury-Kandidaten. Dann wird nochmal aussortiert. Um ungeeignete Leute herauszufiltern, müssen alle einen 28-seitigen Fragebogen ausfüllen. Das Ziel ist beispielsweise, Gegner der Todesstrafe auszuschließen, um der Staatsanwaltschaft eine realistische Chance auf die Umsetzung ihrer Forderung zu geben: der Todesstrafe.

Da der Fall bereits häufig in den Medien war ist es nahezu unmöglich, ein unvoreingenommenes Jury-Mitglied zu finden. Oder gar 12 Geschworene. Bei bekannteren Fällen wird die Jury regelrecht abgeschirmt. Ein Geschworener sprach in dem Zusammenhang bereits von einem Plüsch-Gefängnis.

Die Rahmenbedingungen der Juroren

Man bekommt zwar eine geringe Aufwandsentschädigung, hat sonst aber mit vielen Hindernissen zu kämpfen. Zahlreiche Arbeitgeber haben kein Verständnis für das lange Fehlen am Arbeitsplatz und das Jurymitglied selbst darf kaum Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Die Gefahr einer Beeinflussung von Außen ist schlichtweg zu groß. Die einzelnen Juroren berichten auch vermehrt über eine starke psychische Belastung während des Prozesses und auch in der Zeit danach.

Die Macht der Jury

Das liegt möglicherweise auch am enormen Einfluss der 12 Geschworenen auf das Ende des Prozesses. Sie allen entscheiden, ob der Angeklagte für schuldig oder nicht schuldig befunden wird. Auch die Beurteilung des Strafmaßes liegt nicht selten in ihren Händen.

Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Arbeit als Jurymitglied unbeliebt ist. Die ehrenvoll gemeinte Aufgabe wird weitestgehend von der Bevölkerung umgangen – sofern das möglich ist. Im Netz stehen deshalb „heiße Tipps zur Umgehung der Jurypflicht“ hoch im Kurs.

Über die Frage, ob das Jury-System in den USA nicht schon veraltet ist und wie die 12 Geschworenen ausgewählt werden, hat detektor.fm-Moderator Alex Hertel mit Markus Rübenstahl besprochen. Er ist Anwalt und hat sich auf ausländisches Strafverfahrensrecht spezialisiert.

Die Auswahl wird ganz sicher mehrere Monate dauern!Dr. Markus Rübenstahl 

Redaktion: Ronja Hoffmann