Doping in der Leichtathletik

Besser spät als nie

Eine erschreckende Untersuchung zu Doping in der Leichtathletik ist erst jetzt veröffentlicht worden. Demnach haben über 30 Prozent der Sportler bei der Weltmeisterschaft 2011 gedopt. Bei offiziellen Tests sind aber damals nur ein bis zwei Prozent überführt worden.

Doping in der Leichtathletik

Die Leichtathletik hat seit Jahrzehnten ein Dopingproblem. Bei verschiedenen Großveranstaltungen wie Europa- oder Weltmeisterschaften sind immer wieder Sportler disqualifiziert worden. Eine erst jetzt veröffentlichte Studie zeigt, dass das Ausmaß weit größer ist als bisher angenommen. Dafür haben Wissenschaftler der Universität Tübingen und der Harvard Medical School zur WM und den Pan Arab Games 2011 2.167 Spitzensportler anonym befragt.

Die offiziellen Tests der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatten jeweils nur ein bis zwei Prozent der Athleten überführt. Bei der Befragung haben allerdings über 30 Prozent der Athleten zugegeben, dass sie nachgeholfen haben. Das mindestens ebenso Skandalöse daran: Obwohl der Internationale Leichtathletikverband (IAAF) Auftraggeber der Studie war, hat er dafür gesorgt, dass sich die Veröffentlichung um Jahre verzögert hat. Bereits vor fünf Jahren hätte die Studie veröffentlicht werden können.

Was lange währt …

Vielleicht waren die Ergebnisse zu schockierend. Das könnte ein Grund sein, dass man zunächst abgewartet hat, ob diese Ergebnisse wirklich publikationsfähig sind. – Rolf Ulrich, Autor der Studie „Doping in Two Elite Athletics Competitions Assessed by Randomized-Response Surveys“

Was muss sich ändern?

Kritiker sehen zunächst die Verbände in der Pflicht. Doch einig sind sich alle, dass das Problem definitiv nicht auf dem Rücken der Athleten ausgetragen werden darf.

Vielleicht sollte sich eine Nation bei der Olympiade auch nicht immer nur an Medaillen definieren. Die Förderung zum Beispiel sollte nicht zu stark an die Leistung gebunden sein. – Rolf Ulrich

Erste Stimmen merken dabei kritisch an, dass die Zahlen von 2011 nicht mehr aktuell seien und sich seither einiges geändert habe. Belege gibt es dafür allerdings nicht.

Warum die Studie so lange unter Verschluss geblieben ist und was sich in Zukunft ändern muss, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Rolf Ulrich gesprochen. Er ist Wissenschaftler am Psychologischen Institut der Universität Tübingen und hat an der Studie „Doping in Two Elite Athletics Competitions Assessed by Randomized-Response Surveys“ mitgearbeitet.

Für Wissenschaftler ist es eine große Frustration, wenn die Ergebnisse einer brisanten Publikation ungenutzt daliegen.Rolf Ulrich 

Redaktion: Barbara Butscher

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