Evolutionsunterricht an Grundschulen

Adam statt Affe? Schöpfungslehre sticht Evolutionstheorie

Seit Jahrzehnten ist die Evolutionstheorie von Charles Darwin wissenschaftlich anerkannt. Jetzt fordern Wissenschaftler, Philosophen und Pädagogen, die Evolution schon an Grundschulen zu lehren. Für die Einführung eines solchen Evolutionsunterrichtes haben sie eine gemeinsame Resolution beschlossen.

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Die Evolutionstheorie von Charles Darwin ist heute fast jedem Erwachsenen ein Begriff. Auch, dass der Mensch ursprünglich vom Affen abstammt, ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich anerkannt und bestätigt. In Schulen wird die Evolutionslehre allerdings erst im Biologieunterricht behandelt und ist demnach kein Bestandteil der Grundschulbildung. Kinder im Grundschulalter haben deshalb oft wenig bis gar keinen Bezug zum Thema Evolution.

Forderung: Bundesweiter Evolutionsunterricht

Rund 80 Wissenschaftler, Pädagogen und Philosophen wollen das in einer Resolution ändern, die im Rahmen eines Kongresses an der Universität Gießen vorgestellt worden sind. Mit dem Projekttitel „Evokids“ pochen die Unterzeichner der Resolution auf die bundesweite Einführung von Evolutionsunterricht an Grundschulen. Der fehlende Themenkomplex „Evolution“ stehe im krassen Gegensatz zu der wissenschaftlichen Bedeutung und Bildungsrelevanz, die die Evolutionslehre habe.

Wir verstehen uns ja nur vernünftig, nur richtig, wenn wir wissen, dass wir von affenartigen Vorfahren abstammen und im Tierreich integriert sind und nicht eine Sonderstellung weit weg von allen Tieren haben. – Dittmar Graf, Projektleiter von „Evokids“

Dabei bezieht sich die Resolution auch auf aktuelle empirische Studien, die besagen, dass Kinder, anders als angenommen, sehr wohl kognitiv dazu in der Lage sind, die Komplexität der Evolutionstheorie zu erfassen. Außerdem wird davon ausgegangen, dass sich Kinder schon frühzeitig für das Thema interessieren. All das spricht nach Ansicht der Wissenschaftler für eine Einführung des Evolutionsunterrichtes.

Veraltete Lehrpläne?

Bei dem Kongress ist auch die Frage nach veralteten Lehrplänen diskutiert worden. Vielen Kindern sind demnach die Begriffe „Paradies“ und „Adam und Eva“ sehr wohl vertraut, der Bezug zwischen Menschen und Affen aber nicht.

Sie bekommen Geschichten erzählt, wie der Mensch entstanden ist, das sind in der Regel Schöpfungsgeschichten, aber so wie es wirklich war, das erfahren Schüler und Schülerinnen vielleicht erst am Ende der Sekundarstufe eins und da haben sich eventuell falsche Vorstellungen schon längst verfestigt. – Dittmar Graf, Projektleiter von „Evokids“

Über das Projekt „Evokids“ und die Relevanz der Evolutionstheorie für Grundschulkinder hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit dem Projektleiter Dittmar Graf von der Universität Gießen gesprochen.

Die Evolutionstheorie ist die Grundlage eines heutzutage angemessenen Menschenbildes.Dittmar Graf 

Redaktion: Mirjam Ratmann