Fahrzeugbrief | Audi 100

Vom Assistentenauto zum Geschäftswagen

Um dieses Auto hat sein Erfinder Ludwig Kraus anfangs ein großes Geheimnis gemacht: den Audi 100. Der Wagen prägt bis heute die Automarke aus dem bayerischen Ingolstadt. Wie genau, das hört ihr in dieser Folge.

Gegen Konzernregeln

In den 1960er Jahren übernimmt Volkswagen die damaligen Auto Union-Werke in Ingolstadt. Volkswagen-Gründer Heinrich Nordhoff will dort seinen bewährten VW-Käfer bauen lassen. Zwar dürfen nebenbei weiterhin Autos von Audi gebaut, aber keine neuen mehr entwickelt werden. Für die Marke quasi ein K.O.-Schlag. Das kann der damalige technische Direktor Ludwig Kraus nicht hinnehmen und tüftelt heimlich an einem neuen Wagen – den Audi 100. Die moderne Oberklasse-Limousine überzeugt damals mit seinem Frontantrieb, dem Viertaktmotor und seiner leichten Bauweise. Zwar trägt der Audi 100 den 1968er-Spirit in sich, äußerlich hat das Auto jedoch eine recht bürgerliche Karosserie mit Stufenheck. Das Coupé hingegen hatte ein sportliches Schrägheck.

Zufällige Nebenrolle

In den 1970er Jahren wurde ein dunkelgrüner Audi 100 Teil der westdeutschen innenpolitischen Geschichte – genauer: im sogenannten „Deutschen Herbst“ von 1977. In dieser Zeit fanden die terroristischen Anschläge der linksextremistischen Gruppe Rote Armee Fraktion ihren Höhepunkt. Im September 1977 entführten RAF-Terroristinnen und -Terroristen den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer in Köln. Sie wollten so die Freilassung mehrerer inhaftierter RAF-Terroristinnen und -Terroristen erpressen. Schleyer war während des Zweiten Weltkrieges SS-Führer und Mitglied in der NSDAP gewesen. Nach dem Krieg stieg er in der westdeutschen Wirtschaft und Politik auf. Am 19. Oktober 1977 fand die Polizei im elsässischen Mühlhausen die Leiche von Hanns Martin Schleyer – im Kofferraum eines grünen Audi 100.

In dieser Woche geht es im detektor.fm-Podcast „Fahrzeugbrief“ um ein Auto mit 1968-Spirit, verkleidet in einer bürgerlichen Karosserie: den Audi 100.