Forschungsquartett | Warum der Begriff „Rasse“ falsch ist

Zaun im Kopf

Die UNESCO fordert bereits seit 1950 den Begriff der „Rasse“ durch Ethnie zu ersetzten. Der verpönte Begriff schleicht sich dennoch manchmal in den Sprachgebrauch – auch in der Wissenschaft. Dabei dürfte genau das nicht passieren.

Der Ursprung

Das Wort „Rasse“ zieht immer eine Trennlinie. Während sich im allgemeinen Sprachgebrauch die „Hunderasse“ ganz natürlich eingefügt hat, sind viele bei dem Begriff in Bezug auf Menschen sehr viel vorsichtiger. Zu Recht, denn er hat eine lange Geschichte hinter sich. Diese ist geprägt von Diskriminierung und Ausgrenzung.

Das erste Mal manifestierte sich der Begriff im großen Stil in Europa zur Zeit der Reconquista. Damals eroberten sich die christlichen Spanier ihr Land von den Moslems zurück. Sie bezweifelten, dass die im Land gebliebenen Juden ihnen wirklich die Treue halten würden. Denn ohne „reines“ spanisches Blut, seien sie auch keine echten Spanier und gehörten nicht zu ihrer „Rasse“. Sie jagten die „Fremdlinge“ aus ihrem Land. Dieses Beispiel verdeutlicht sehr gut, was mit dem Begriff an sich nicht stimmt. Er teilt Menschen in Kategorien. Dieses soziale Konstrukt wurde auch später immer wieder in der Geschichte verwendet, um Umrecht zu legitimieren.

„Rasse“ in der Wissenschaft

In Deutschland sollte der Begriff „Rasse“- spätestens nach dem Nationalsozialismus – aus dem Wortschatz verschwunden sein. Doch noch immer gibt es Ausnahmen – erstaunlicherweise auch in der Wissenschaft:

Das sind natürlich zum Teil auch die gleichen Protagonisten, die unter den Nazis schlimme Forschung und Experimente an Menschen gemacht haben. Die sind nach ’45 dann Mediziner und so weiter geworden. Zum Teil auch als angesehene Professoren oder Ärzte an deutschen Universitäten und die haben diesen Begriff durchaus auch weiter benutzt. – Markus Messling, Wissenschaftshistoriker

Ein Beispiel dafür ist Karl Saller. Der Arzt und Antropologe schrieb noch bis in die 60er Jahre Arbeiten über „Die Rasse“. Angefangen damit hat er schon während des Nationalsozialismus. Damals wurde seine Definition allerdings als zu weich angesehen.

Unterschied zu den USA

In den USA hingegen wird „race“ oft unbefangener benutzt. Der Grund dafür liegt in der Geschichte. Auch die schwarze Bevölkerung in den USA wurde mit dem Argument, dass sie zu einer fremden „Rasse“ gehören, diskriminiert. Doch statt sich diesem Wort zu beugen, haben sie diesen Begriff genutzt, um sich selbst zu stärken. Heute sind viele Stolz auf ihre „black race„.

Ob ein Verbot des Begriffes sinvoll ist und über seine Geschichte, hat der stellvertretender Direktor des „Zentrum Marc Bloch“, Markus Messling , mit detektor.fm-Redakteurin Carina Fron gesprochen.

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